DIE AZTEKEN

Aztekischer Adlerkrieger. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geographic Magazine (Näheres s. impressum.htm).

Zur Einführung in die Kultur der Azteken und anderer mittelamerikanischer Indianer bieten wir eine erklärte Tour durch das Ethnologische Museum Berlin auf Video an. Es gibt zwei Versionen: für Internet (guter Ton, kleines, wackliges Bild, nur mit schnellem Anschluss: hier Gebrauchsanweisung zur Nutzung des Links) oder in Fernsehqualität auf DVD gegen kleines Geld bei www.TimeTravelTeam.com zu bestellen.

Weiter kann man/frau sich eine - noch nicht fertige - Bilderserie im Shockwave-Format downloaden (ähnlich einer PowerPoint-Präsentation).

Die Azteken sind neben den älteren Maya das bekannteste Hochkulturvolk in Mittelamerika. Sie sind jedoch, ähnlich wie die Inka Südamerikas, 'Latecomers', die auf dem Rücken anderer, alter Völker ein großes Reich errichten, in dem sie deren kulturelle Errungenschaften gewaltsam zusammenfassen (Mehr über diese Völker und ihre imposanten Städte und Pyramiden? Hier klicken! Oder über die Produkte ihrer Landwirtschaft bzw. ihre Küche? Hier klicken!).

Ursprünglich waren die Azteken ein kriegerisches Nomadenvolk, das aus dem Norden in die bäuerliche Kultur des mexikanischen Hochlands einwanderten. Sie 'fingen (als Söldner ) klein an', bildeten dann aber geschickt Allianzen, stiegen ab ca. 1400 1) mit ihren Partnern zu durchaus nicht nur geliebten Beherrschern ihrer Region auf, und drängten schließlich auch ihre Bündnispartner in den Hintergrund.

Das graue Gebiet ist das Reich der Azteken zur Zeit der Ankunft der Spanier 1529.

Diese Zwistigkeiten unter den Indianern konnte der Spanier Cortez geschickt nutzen, als er 1519 ins Aztekenreich mit lächerlichen 500 Mann einfiel. 1521 hatte er dann Montezuma II. (auch Moctezuma geschrieben), den 'zornigen Herren' des Erdenkreises und die Hauptstadt der Azteken, die sagenhafte Lagunenstadt Tenochtitlán, mit seinen Alliierten niedergeworfen. Das war der Anfang vom Ende der indianischen Hochkultur Mittelamerikas...

Tenochtitlan, Hauptstadt der Azteken.

Cortez mit seinem "Hofstaat"  im Gespräch mit einem Indianerfürsten. Seine Geliebte Malinchin, eine Indianerin, dolmetscht.

Die aztekischen Stämme waren geeint unter ihrem Stammes- und Kriegsgott Huitzilopochtli, der, zusammen mit dem Regengott Tlaloc, in einem Doppelheiligtum auf der großen Pyramide von Tenochtitlan, dem "Schlangenberg", verehrt wurde.

Adlerkrieger betet Huitzilopochtli an. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geographic Magazine (Näheres s. impressum.htm).

Links der 'Schlangenberg' (heute im Zentrum der Stadt Mexico), rechts hinten ein würfelförmiges Tzompantli bzw. ein riesiges Schaugerüst für die Schädel Geopferter, in der Mitte der große runde Stein für die "Gladiatorenopfer" (Näheres? Auf das Bild klicken!)

Pyramide von Santa Cecilia Acátitlan, eine der wenigen Pyramiden, von denen das Heiligtum auf der Tempelplattform rekonstruiert werden konnte. Auf der Plattform vor dem Sankuarium fanden die Opfer statt, auch die Menschenopfer.

Den aztekischen Göttern werden im Rahmen zahlreicher Festlichkeiten im Jahreszyklus Opfer dargebracht, am bekanntesten und berüchtigtsten die Menschenopfer. Wer hierüber (spielerisch) mehr erfahren will, hier klicken! Über Menschenopfer in Südamerika hier klicken oder hier!

Über die Anzahl dieser Menschenopfer streiten sich die Gelehrten. Die Annahmen reichen von astronomisch hohen Zahlen - zehntausende - (was wohl eher der christlichen Propaganda gegen die Heiden geschuldet ist) bis zu wenigen Opfern zu besonderen Festen. Ja, es gibt sogar Wissenschaftler, die mit nicht unplausiblen Argumenten behaupten, all diese Opfer wären nur symbolisch gewesen, ähnlich dem christlichen Abendmahl, wo der Leib Christi in Form von Brot verzehrt und sein Blut als Wein getrunken wird (wobei bestimmte Auslegungen die strikte Identität von Brot und Leib, Wein und Blut annehmen!). Allerdings, so glauben die Christen, wurde ja auch ihr "fleischgewordener Gott" real geopfert - wenn auch ein für alle mal. Auch die Azteken kannten diese Idee von 'fleischgewordenen Göttern': sie hatten sog. "Impersonators", Kriegsgefangene, Sklaven oder anders Auserlesene, die den Gott nicht nur darstellten, sondern eben zu Gott wurden, und dies auch gerade dadurch, dass man sie opferte bzw. - im reinen Glauben - sich freiweillig opferten, um damit den Lauf der Welt bzw. den Ablauf des Ackerbaujahres zu ermöglichen...! (Mehr darüber? Hier klicken!) Für die Azteken, besonders für die Anhänger des Quetzalcoatl, war es daher relativ leicht, den christlichen Glauben zu übernehmen.

Aztekisches Federbild des "fleischgewordenen Gottes" der Christen, der sich zum Wohle der Menschheit am Kreuz opfern läßt. Aus der Zeit nach der spanischen Eroberung.

Jedenfalls gibt es keinerlei 'hard facts' wie entsprechende Knochenfunde o.dgl., die jene Hekatomben von Menschenopfern belegen; es gibt nur die Berichte der (meist christlichen) Chronisten. Archäologisch nachgewiesen ist allerdings etwa die Mitbestattung eines ganzen Hofstaats beim Tod eines Königs in Südamerika, wie dies bei den frühen Hochkulturen im Mesopotamien der Alten Welt auch der Fall ist (Sumer).

Menschenopfer haben aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Zusammenhang mit dem heiligen Ballspiel stattgefunden, das in ganz Mesoamerika verbreitet war. Auf der folgenden Stele aus der Cozumalhuapa-Kultur (eigentlich eher im mayanischen Kulturraum, aber formal mehr an die Azteken erinnernd) ist ein solches Opfer zu sehen.

Stele, Cozumalhuapa-Kultur, Ethnologisches Museum Berlin-Dahlem. Wir sehen in der Mitte einen Opferer in Ballspielausrüstung auf dem Rumpf eines Opfers stehen. In der Hand hält er ein Obsidianmesser, mit dem er den Kopf und die übrigen Glieder des Opfers abgetrennt hat. Ferner tragen Unterweltgötter Köpfe davon, möglicherweise die anderer Geopferter.

Wer mehr zum Thema "heiliges Ballspiel" erfahren (oder gar mitspielen) will, klicke hier oder auch hier!


Als die Hauptmythen der Azteken können genannt werden: die Entstehung von Himmel und Erde aus den Teilen des zerstückelten Erdungeheuers Tlaltecuhtli, die Entstehung der Sonne und der Menschenopfer und die Geburt des Kriegs-, Stammes und Sonnengottes Huitzilopochtli. Textpassagen, die diesen Mythen näher schildern finden sich hier (dort nach unten scrollen und blättern).

Die wichtigsten Götter und Göttinnen der Azteken sind:

Der schon erwähnte Huitzilopochtli, d.h. "Kolibri links", Stammes-, Kriegs- und Sonnengott (Nochmal hinklicken?!); vgl. auch Coatlicue (seine Mutter!).

Tonatiuh, die "Sonne". Der armselige, aussätzige aber fromme und opferwillige Gott Nanahuatzin springt ohne zu zögern in einen Scheiterhaufen, aus dem er als Tonatiuh hervorgeht. Aber er will sich nicht bewegen am Himmel, sondern verlangt Opfer. So müssen sich die anderen Götter ebenfalls opfern, damit die Welt ihren Lauf nehmen kann. Dergestalt beginnt, in der uralten, heiligen Stadt Teotihuacan, das 5. und letzte Zeitalter, Nahui Ollin: "Sonne der Bewegung".

Auf diesem Kalenderstein sieht man in der Mitte Tonatiuh, die Sonne, die gierig nach Menschenherzen ihre Zunge herausstreckt.

Tlaloc, "der, der sprießen läßt", der grimmige Regengott, dem Kinderopfer gebracht werden und den man neben Huitzilopochtli auf der großen Pyramide, dem Schlangenberg, verehrt.

Tlaloc

Chalchiuhtlicue, "die mit dem Jaderock", Schwester des Tlaloc: sie ist die Göttin des Meeres, der Seen und Quellen, sowie allgemein des fließenden Wassers und der Fruchtbarkeit.

Man beachte den sintflutartigen Wasserstrom, der unter dem Sitz der Göttin Chalchiuhtlicue hervorströmt: ein ambivalente Naturgöttin! Vor ihr sind ihre Opfer in Opferschalen (Cuauhxicallis) aufgestellt, inkl. zwei gekreuzten Dornen für ein Selbstkasteiungsopfer = Blutabzapfen (Näheres? Auf das Bild klicken!)

Quetzalcoatl, die "gefiederte Schlange", der Hauptschöpfungsgott, von dem es heißt, er habe sich selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert und in den Himmerl aufgestiegen oder sei von einer Federschlange vertilgt worden, habe die Menschenopfer abschaffen wollen und werde einst wiederkehren, um dies zu vollbringen und eine heile Welt einzurichten. Bärtig sei er und weißhäutig gewesen. Also glaubten die Azteken, Cortez mit seiner Christus-Religion sei eben dieser Quetzalcoatl. Quezalcoatl heißt in Yukatan Huracán und verkörpert den "Hurricane", den Wirbelsturm, aus dem die Welt entsteht, als ihre uranfängliche Ruhe aufhört.

Das Bild zeigt Quetzalcoatl, die "Federschlange" in einer häufigen Darstellungsart: ein menschliches Gesicht ragt aus dem Rachen der Federschlange. Vielleicht verweist dies auch auf einen Mythos, in dem der Gott nach Art eines Initiationsrituals von einem Verschlingungsungeheuer verschlungen und als Neugeborener gereinigt wieder ausgespuckt wird.

Noch ein Bild von Quetzalcoatl-Ehecatl? Hier klicken!

Tetzcatlipoca, oder "rauchender Spiegel" (Orakel-Symbol) : Er ist der große, diabolische Gegenspieler des 'guten' Quetzalcoatl. Allerdings gibt es bei den Azteken kein simples Unterscheiden von Gut und Böse. Vielmehr entsteht die Welt im Zusammenspiel von Licht und Schatten, Tag und Nacht, Himmel und Erde, Sommer und Winter, Tod und Leben... Noch hat man das 'Teuflische' nicht verteufelt und ausgegrenzt, noch ist man demütig und fern von der hochfahrenden Idee eines allmächtigen Gottes, dem der Teufel nur Werkzeug ist, und mit dem man als "auserwähltes Volk" im Bunde ist... (Auch die nordamerikanischen Indianer und andere frühe Völker kennen diese Idee eines "Tricksters".)

Diese Tetzcatlipoca-Maske ist aus Mosaik auf einem menschlichen Totenschädel gestaltet.

Xiuhtecuhtli oder "Türkis-Herr": das ist der Gott des Feuers. Ihm huldigt man in der über Wohl und Wehe der Welt entscheidenden Neufeuerzeremonie, bei der alle Feuer ausgelöscht werden, damit das Feuer rein und neu auf der Brust eines Menschenopfers wieder erbohrt werden kann.

Unter dem Gott Xiuhtecuhtli geht ein Feuerstrom hervor, der das Pendant (Gegenstück) zu dem Wasserstrom im Himmel darstellt. Die Azteken denken dualistisch (d.h. in Zweierpaaren), oder sollte man sogar sagen: dialektisch (d.h. fortschreitend durch Überwindung von Gegensätzen)?! Z.B. ist ihre Hieroglyphe (Bilderschriftzeichen) für "Krieg" ein Wasser- und ein Feuerstrom, die ineinander geschlungen sind (vgl. den antiken Philosoph Heraklit: "Der Krieg ist der Vater aller Dinge.").  Diese frühen Ackerbaukulturen denken erst in Ansätzen apokalyptisch bzw. eschatologisch (d.h. sie haben keine endzeitliche Heilserwartung, in der nach einem Weltuntergang alles endgültig neu und gut werden soll... Erst Anzeichen dieses Denkens: der Mythos vom Gott Quetzalcoatl, der [wie Christus] einst wiederkommen und ein Reich des Heils ohne Menschenopfer einrichten soll...), sondern noch hauptsächlich afinal (d.h. ohne Ende), nach dem Muster der 'ewigen Wiederkehr' oder von Untergang und Neuschöpfung bzw. nach dem Modell der Natur. Erst mit den monotheistischen Religionen (d.h. Eingott-Glaube) und den stark technokratischen Zivilisationen (d.h. wo die Technik herrscht) wird sich das ändern, und diese werden dann eher mehr als weniger terroristisch versuchen, die Endzeit herbeizuzwingen (Inquisition, Selbstmordattentate, Atomkriegsphantasien...).

Xipe Totec, "unser Herr, der Geschundene": bei der Zeremonie für diesen Gott wird einem Menschenopfer die Haut abgezogen (es wird "geschunden"), damit ein Priester die Haut etliche Tage lang tragen kann, bis sie halbverfault und zerfallend abgenommen wird. Man darf annehmen, dass dies magisch beschwört, wie die Hüllblätter der Maiskolben abfallen bzw. die Früchte überhaupt aufbrechen sollen, damit sie sich neu aussäen können.

Hier sieht man eine Darstellung des Xipe Totec von hinten. Ebenso sah ein Xipe-Totec-Priester aus, wenn er die Haupt eines geschundenen Menschen übergezogen hatte. Der Torso stammt aus der Sammlung des Ethnologischen Museums Dahlem.

Coatlicue, "die mit dem Schlangenrock": Die Schlange ist das verbreitetste Symbol für die sich häutende, d.h. sich stets verjüngende Natur. Coatlicue ist die Mutter Huitzilopochtlis. Sie wird durch einen Federball, also durch 'unbefleckte Empfängnis' mit ihm schwanger. Aber davon ist Huitzilopochtlis ältere Schwester, Coyolxauhqui nicht überzeugt. Mit ihren Brüdern, den Centzon Huitznahua, den "vierhundert Südlichen", greift sie ihre Mutter auf dem Schlangeberg (= "Coatepec", so heißt später der Haupttempel der Azteken) an und köpft sie; dargestellt wird sie also mit den Blutströmen, die in Gestalt von Schlangen, ihrem Hals entspringen. Sterbend gebiert sie Huitzilopochtli, der kampffähig, gerüstet und bewaffnet ihrem Leib entspringt, Coyolxauhqui tötet, zerstückelt und den Schlangenberg hinab stürzt (wie man das mit den Menschenopfern tut). Auch den Centzon Huitznahua macht er den Garaus. Der Mythos stellt, so darf man annehmen, den siegreichen Kampf der Morgensonne gegen den Mond und die Sterne dar.

In dieser Monumentalskulptur der Coatlicue sind statt ihrem Kopf zwei schlangenförmige Blutströme zu sehen, die ihren Halsschlagadern entspringen - sie wurde soeben geköpft! Um den Hals trägt sie eine Kette mit Händen und Herzen sowie einem Totenschädel; um die Hüfte den namengebenden Schlangenrock. Man vergleiche sie mit der indischen Göttin Kali bzw. deren Erscheinungsform Chinnamasta.

Coyolxauhqui, "die, die mit Glocken bemalt ist": siehe Coatlicue.

Auf den Backen der Coyolxauhqui sieht man die "gemalten Glocken". Das mehrere Meter messende Steinrelief fand man am Fuß des 'Schlangenberges', alias Templo Mayor, in Mexico-City, eben dort, wo die zerstückelten Menschenopfer hinzufallen pflegten...

Xochipilli, der "Blumenprinz", ist der jugendliche Maisgott, Gegenstück der Xochiquetzal, zuständig für Sinnlichkeit, Blumen, Feste, Spiele und Handwerk.

Diese Darstellung des Xochipilli zeigt eine Goldarbeit, wie sie typisch für eine chalkolithische (d.h. stein-kupfer-zeitliche) Kultur ist.

Xochiquetzal, der "Blumenvogel": sie ist die jugendliche Erde, Gegenstück zu Xochipilli, zuständig für Schwangerschaft, weibliche Sinnlichkeit, Blumen, Feste und Freuden.

Diese Darstellung der Xochiquetzal (xochi = Blume und quetzal = heiliger Quetzalvogel für Vogel schlechthin. Der Quetzalvogel trägt die grün-blau schillernden, langen Federn, die man in ihrer Tracht sieht.) aus dem Codex Borbonicus ist nicht unbedingt, was wir zum Thema Sinnlichkeit erwarten...  Lediglich der Webrahmen oben links hat traditionell mit der weiblichen Rolle zu tun. Wir sehen ansonsten abstoßende Tiere, Schlangen,  einen Tausendfüßler, eine Spinne, ein furchteinflößendes, dämonisches Tier (das Wasserungeheuer Ahuitzotl?), ein Opfermesser mit Gesicht und Reißzähnen, einen spitzen Keil, der wahrscheinlich ein Dorn zur Selbstkasteiung (Blutabzapfung und -opfer) ist, eine Köpfung, Cuauhxicallis für Opferherzen, aus denen Blutschlangen kriechen, links oben auch ein Opferherz, den unheildrohenden H-förmigen Ballspielplatz, auch den dazugehörigen Ball, mit dem darin vorgestellen Kopf, aber schließlich auch rechts oben eine Beischlafszene, schamhaft unter der Decke, vermutlich eine rituelle Hochzeit, eine sog.e

Mictlantecuhtli, "der Herr von Mictlan, der unterirdischen Welt bzw. des Totenreichs; durch sein Reich muss hindurch, wer wieder verjüngt auferstehen will, wie die Pflanzen und wohl auch die Sonne (so auch bei den Ägyptern).

Unter den offenen Brustkorb des Mictlantecuhtli hängen Eingeweide hervor. Man darf annehmen, dass es sich hier um eine leicht stilisierte Darstellung von Herz und Lungenflügeln handelt, so wie sie der Priester wahrnahm, der seinem Opfer das Herz durch die aufgeschnittene Solarplexusregion herausriss.

Tlazolteotl, die "Schmutzgöttin": sie vertilgt den Schmutz, d.h. die Sünden, und ist daher zeichnerisch oft mit verschmutztem Mund dargestellt. Sie ist für die 'anständige' Seite der Sexualität zuständig, indem sie als Geburtsgöttin fungiert.

Tlazolteotl ist hier im schmerzvollen Akt der Geburt eines Götterkindes dargestellt.

Xilonen, die "junge Maisähren-Puppe": der Name spricht für sich.

Die Göttin trägt 4 Maiskolben . Die Quasten des Kopfputzes bedeuten Fruchtbarkeit. Ebenso tragen weibliche Fruchtbarkeitsgöttinnen immer das charakteristische Schmetterlingsfaltwerk am Hinterkopf.

Chicomecoatl, "Sieben Schlange": wieder eine Maisgöttin. Sie wird mit Getreideähren oder Maiskolben in der Hand dargesellt, repräsentiert also den reifen Mais.

Rechts trägt die Göttin zwei papiergeschmückte Maiskolben, links einen Rasselstab, der vermutlich auf die Fruchtbarkeit der Saat hinweisen soll, denn wahrscheinlich sind es Maiskörner, die in seinem Inneren das Geräusch erzeugen.

Centeotl, die "Mais-Ähren-Gottheit": nochmal ein Aspekt des Maises, der für die Azteken von zentraler Bedeutung ist.

Tlaltecuhtli, "Erd-Herrscher", ein grauenvolles, auch weiblich erscheinendes Erd-Ungeheuer, zuständig u.a. für die Hilfe bei schwierigen Geburten. Es handelt sich also um eine aztekische Erscheinungsform der alten "Mutter Erde". Quetzalcoatl und Tetzcatlipoca haben sie gemeinsam getötet und zerstückelt. Aus ihren Körperteilen werden Himmel und Erde gebaut. Nun schreit Tlaltecuhtli nach Menschenopfern, genauer nach Menschenherzen. Man sieht, die Zeit der demütigen Verehrung der "Großen Göttin", der alles hervorbringenden Mutter Erde bzw. Mutter Natur (Alt- bis Jungsteinzeit) ist vorbei; die Welt wird patriarchalisch, die Zivilisation beginnt ihren ambivalenten 'Siegeszug' über die wilde Natur...

Man beachte die Totenschädel an den Gelenken und in den Händen von Tlaltecuhtli, dessen/deren Gesicht selbst wie ein Totenkopf aussieht. Häufig ziert Tlaltecuhtli magisch die normalerweise unsichtbare Standfläche von Skulpturen.

Wer zur Mythologie der Azteken noch etwas mehr lesen möchte, findet hier einige Textauszüge aus: Aztekische und Maya-Mythen, Karl Taube, Stuttgart 1994, die das Vorstehende belegen und vertiefen.

Für die aztekische Gesellschaft äußerst wichtig waren zuerst die adeligen Kriegerbünde der Adler- und der Jaguar-Krieger (s. oben), die symbolisch die Mächte von Tag und Nacht vertraten. Sie zogen im Krieg, v.a. bei reinen Ritualkriegen, den sog.n "Blumenkriegen", die man mit Nachbarn im gleichen Glauben verabredete, auf Fang von Menschenopfern aus: die Kriegsgefangenen mussten auf den Pyramiden sterben (Näheres? Hier klicken oder hier [das Gleiche in Südamerika!]).

Nicht minder wichtig war die Priesterschaft. Sie beherrschte die mächtigen Tempel und hatte durch die Orakel einfluss auf die führenden Adeligen, v.a. den König.

Zwei Priester, die die Vorbereitung eines Menschenopfers besprechen. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geographic Magazin.

Aber auch der restliche Adel, die Diplomaten und hohen Verwaltungsbeamten, waren von staatstragender Bedeutung.

Wir sehen hier einen hohen Diplomaten, einen Botschafter aus einem anderen Stadtstaat, einen Tempel betreten. Im Hintergrund, auf der anderen Seite eines der vielen Kanäle von Tenochtitlan, ist in seiner Sänfte ein reicher Häuptling mit seiner Gefolgschaft unterwegs.

Später aber wurden auch die Kaufleute sehr einflussreich und erwarben sich das Recht, am Heilsgeschehen teil zu nehmen, indem sie Sklaven als Menschenopfer kauften, und nachher im Kommunionsmahl mit anderen Gläubigen (wie dies im Christentum symbolisch in der Eucharistie-Feier geschieht) kannibalisch verzehrten (Mehr? Hier klicken und mit der Maus über das Bild gehen!).

Hier sieht man Handwerker und Händler auf einem Markt. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geographic Magazine (Näheres s. impressum.htm).

Die Azteken standen, wie alle Völker Mittelamerikas kurz vor der Eroberung durch die Spanier, auf der Kulturstufe des Chalkolithikums, d.h. sie kannten neben feinstbehauenem und geschliffenem Stein (v.a. Obsidian) Gold, Silber und Kupfer als metallische Werkstoffe, nicht mehr nur für Schmuck, sondern auch schon für (Zeremonial?-)Äxte (Näheres? Hier klicken!)

Charakteristisch für diese Kulturstufe der Stein-Kupfer-Zeit ist die Entwicklung der Schrift, die mit Bilderzeichen, sog.n Hieroglyphen beginnt, die am Anfang ganze Gedanken darstellen (Ideogramme). Langsam entwickelt sich dann die Schrift zu einer abstrakten Alphabetschrift, bei der die einzelnen Zeichen bloß die Lautbestandteile einer Sprache darstellen (erst in der Eisenzeit nach der Bronzezeit). Im Folgenden aztekische Bilderzeichen. (Vergleich mit der Maya-Schrift? Hier klicken!)

Bilderzeichen bzw. Hieroglyphen aus dem Codex Cospi.

Die spanischen Christen sind gründlich gewesen in der fanatischen Vernichtung dieser Zeugnisse der 'heidnischen Kultur': en masse wurden diese Dokumente des 'Teufelsglaubens' dem Scheiterhaufen übergeben (Deutsche fühlen sich hier fatal an ihre Nazi-Vergangenheit erinnert...). Nur wenige Codices (Einzahl Codex) überlebten, teils im Verborgenen, teils, weil die Missionare die Kultur studierten, die sie "christianisieren" wollten.

Nur wenige Geistliche setzten sich in wahrhaft "christlicher Nächstenliebe" human für die Indianer ein. Sie konnten nicht verhindern, dass die Bevölkerung von den spanischen Herren durch grausame Zwangsarbeit und eingeschleppte Krankheiten auf ein Bruchteil dezimiert wurde.

 


Fußnoten:

1) Genau 1427 mit dem Regierungsantritt des Aztekenführers Itzcóatl (siehe Wikipedia)