Als die Hauptmythen
der Azteken können genannt werden: die Entstehung
von Himmel und Erde aus den Teilen des zerstückelten
Erdungeheuers Tlaltecuhtli, die Entstehung der Sonne
und der Menschenopfer und die Geburt des Kriegs-,
Stammes und Sonnengottes Huitzilopochtli. Textpassagen,
die diesen Mythen näher schildern finden sich
hier
(dort nach unten scrollen und blättern).
Die wichtigsten Götter und
Göttinnen der Azteken sind:
Der schon erwähnte Huitzilopochtli,
d.h. "Kolibri links", Stammes-, Kriegs-
und Sonnengott (Nochmal hinklicken?!);
vgl. auch Coatlicue (seine
Mutter!).
Tonatiuh, die "Sonne".
Der armselige, aussätzige aber fromme und opferwillige
Gott Nanahuatzin springt
ohne zu zögern in einen Scheiterhaufen, aus dem
er als Tonatiuh hervorgeht. Aber er will sich nicht
bewegen am Himmel, sondern verlangt Opfer. So müssen
sich die anderen Götter ebenfalls opfern, damit
die Welt ihren Lauf nehmen kann. Dergestalt beginnt,
in der uralten, heiligen Stadt Teotihuacan,
das 5. und letzte Zeitalter, Nahui
Ollin: "Sonne der Bewegung".
Tlaloc, "der, der sprießen
läßt", der grimmige Regengott,
dem Kinderopfer gebracht werden und den man neben
Huitzilopochtli auf der großen Pyramide, dem
Schlangenberg, verehrt.
Chalchiuhtlicue, "die
mit dem Jaderock", Schwester des Tlaloc: sie
ist die Göttin des Meeres, der Seen und Quellen,
sowie allgemein des fließenden Wassers und der
Fruchtbarkeit.
Quetzalcoatl, die "gefiederte
Schlange", der Hauptschöpfungsgott,
von dem es heißt, er habe sich selbst auf einem
Scheiterhaufen geopfert und in den Himmerl aufgestiegen
oder sei von einer Federschlange vertilgt worden,
habe die Menschenopfer abschaffen wollen und werde
einst wiederkehren, um dies zu vollbringen und eine
heile Welt einzurichten. Bärtig sei er und weißhäutig
gewesen. Also glaubten die Azteken, Cortez mit seiner
Christus-Religion sei eben dieser Quetzalcoatl. Quezalcoatl
heißt in Yukatan
Huracán und verkörpert den "Hurricane",
den Wirbelsturm, aus dem die Welt entsteht, als ihre
uranfängliche Ruhe aufhört.
Noch ein Bild von Quetzalcoatl-Ehecatl? Hier
klicken!
Tetzcatlipoca, oder "rauchender
Spiegel" (Orakel-Symbol) : Er ist der große,
diabolische Gegenspieler des 'guten' Quetzalcoatl.
Allerdings gibt es bei den Azteken kein simples Unterscheiden
von Gut und Böse. Vielmehr entsteht die Welt
im Zusammenspiel von Licht und Schatten, Tag und Nacht,
Himmel und Erde, Sommer und Winter, Tod und Leben...
Noch hat man das 'Teuflische' nicht verteufelt und
ausgegrenzt, noch ist man demütig und fern von
der hochfahrenden Idee eines allmächtigen Gottes,
dem der Teufel nur Werkzeug ist, und mit dem man als
"auserwähltes Volk" im Bunde ist...
(Auch die nordamerikanischen Indianer und andere frühe
Völker kennen diese Idee eines "Tricksters".)
Xiuhtecuhtli oder "Türkis-Herr":
das ist der Gott des Feuers. Ihm huldigt man in der
über Wohl und Wehe der Welt entscheidenden Neufeuerzeremonie,
bei der alle Feuer ausgelöscht werden, damit
das Feuer rein und neu auf der Brust eines Menschenopfers
wieder erbohrt werden kann.
Xipe Totec, "unser
Herr, der Geschundene": bei der Zeremonie für
diesen Gott wird einem Menschenopfer die Haut abgezogen
(es wird "geschunden"), damit ein Priester
die Haut etliche Tage lang tragen kann, bis sie halbverfault
und zerfallend abgenommen wird. Man darf annehmen,
dass dies magisch beschwört, wie die Hüllblätter
der Maiskolben abfallen bzw. die Früchte überhaupt
aufbrechen sollen, damit sie sich neu aussäen
können.
Coatlicue,
"die mit dem Schlangenrock": Die Schlange
ist das verbreitetste Symbol für die sich häutende,
d.h. sich stets verjüngende Natur. Coatlicue
ist die Mutter Huitzilopochtlis. Sie wird durch einen
Federball, also durch 'unbefleckte Empfängnis'
mit ihm schwanger. Aber davon ist Huitzilopochtlis
ältere Schwester, Coyolxauhqui
nicht überzeugt. Mit ihren Brüdern, den
Centzon Huitznahua, den "vierhundert
Südlichen", greift sie ihre Mutter auf dem
Schlangeberg (= "Coatepec",
so heißt später der Haupttempel der Azteken)
an und köpft sie; dargestellt wird sie also mit
den Blutströmen, die in Gestalt von Schlangen,
ihrem Hals entspringen. Sterbend gebiert sie Huitzilopochtli,
der kampffähig, gerüstet und bewaffnet ihrem
Leib entspringt, Coyolxauhqui tötet, zerstückelt
und den Schlangenberg hinab stürzt (wie man das
mit den Menschenopfern tut). Auch den Centzon Huitznahua
macht er den Garaus. Der Mythos stellt, so darf man
annehmen, den siegreichen Kampf der Morgensonne gegen
den Mond und die Sterne dar.
Coyolxauhqui, "die,
die mit Glocken bemalt ist": siehe Coatlicue.
Xochipilli,
der "Blumenprinz", ist der jugendliche Maisgott,
Gegenstück der Xochiquetzal,
zuständig für Sinnlichkeit, Blumen, Feste,
Spiele und Handwerk.
Xochiquetzal,
der "Blumenvogel": sie ist die jugendliche
Erde, Gegenstück zu Xochipilli,
zuständig für Schwangerschaft, weibliche
Sinnlichkeit, Blumen, Feste und Freuden.
Mictlantecuhtli, "der
Herr von Mictlan, der unterirdischen Welt bzw. des
Totenreichs; durch sein Reich muss hindurch, wer wieder
verjüngt auferstehen will, wie die Pflanzen und
wohl auch die Sonne (so auch bei den Ägyptern).
Tlazolteotl, die "Schmutzgöttin":
sie vertilgt den Schmutz, d.h. die Sünden, und
ist daher zeichnerisch oft mit verschmutztem Mund
dargestellt. Sie ist für die 'anständige'
Seite der Sexualität zuständig, indem sie
als Geburtsgöttin fungiert.
Xilonen, die "junge
Maisähren-Puppe": der Name spricht für
sich.
Chicomecoatl, "Sieben
Schlange": wieder eine Maisgöttin. Sie wird
mit Getreideähren oder Maiskolben in der Hand
dargesellt, repräsentiert also den reifen Mais.
Centeotl, die "Mais-Ähren-Gottheit":
nochmal ein Aspekt des Maises, der für die Azteken
von zentraler Bedeutung ist.
Tlaltecuhtli, "Erd-Herrscher",
ein grauenvolles, auch weiblich erscheinendes Erd-Ungeheuer,
zuständig u.a. für die Hilfe bei schwierigen
Geburten. Es handelt sich also um eine aztekische
Erscheinungsform der alten "Mutter Erde".
Quetzalcoatl und Tetzcatlipoca haben sie gemeinsam
getötet und zerstückelt. Aus ihren Körperteilen
werden Himmel und Erde gebaut. Nun schreit Tlaltecuhtli
nach Menschenopfern, genauer nach Menschenherzen.
Man sieht, die Zeit der demütigen Verehrung der
"Großen Göttin", der alles hervorbringenden
Mutter Erde bzw. Mutter Natur (Alt- bis Jungsteinzeit)
ist vorbei; die Welt wird patriarchalisch, die Zivilisation
beginnt ihren ambivalenten
'Siegeszug' über die wilde Natur...
Wer zur Mythologie der Azteken
noch etwas mehr lesen möchte, findet hier
einige Textauszüge aus: Aztekische und Maya-Mythen,
Karl Taube, Stuttgart 1994, die das Vorstehende belegen
und vertiefen.
Für die aztekische Gesellschaft
äußerst wichtig waren zuerst die adeligen
Kriegerbünde der Adler-
und der Jaguar-Krieger (s. oben),
die symbolisch die Mächte von Tag und Nacht vertraten.
Sie zogen im Krieg, v.a. bei reinen Ritualkriegen,
den sog.n "Blumenkriegen",
die man mit Nachbarn im gleichen Glauben verabredete,
auf Fang von Menschenopfern
aus: die Kriegsgefangenen mussten auf den Pyramiden
sterben (Näheres? Hier
klicken oder hier
[das Gleiche in Südamerika!]).
Nicht minder wichtig war die Priesterschaft.
Sie beherrschte die mächtigen Tempel und hatte
durch die Orakel einfluss auf die führenden Adeligen,
v.a. den König.
Aber auch der restliche Adel, die Diplomaten und
hohen Verwaltungsbeamten, waren von staatstragender
Bedeutung.
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