DIE INKA

So zog der Inka mit seinem Gefolge einher, so ist er würdevoll Pizarro begegnet, als dieser ihn heimtückisch überfiel und seine Leute niedermetzeln ließ, um ihn als Geisel zu nehmen. Mit dem Inka sollte Waffenruhe und vor allem Gold erpresst werden. Gold bekamen die Spanier, aber der Inka erhielt nicht, was man ihm versprochen hatte: die Freiheit, sondern den Tod. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geographic Magazine. Quelle (wie auch weiterer, ähnlicher Bilder): National Geographical Magazine, späte 30er Jahre. Hier: Means, Ainsworth Philip: The Incas: Empire Builders of the Andes, in NGM, Washington D.C., Band 73.2, 1938, Febr, S. 225 - 264; Bilder von H.M. Herget (Bilder, die nordamerikanischen Indianer betreffend sind i.d.R. von W. Langdon Kihn)

Zur Einführung in die Kultur der Inka bieten wir (bis auf Weiteres kostenlos) eine Bilderserie im Shockwave-Format an, die man/frau sich hier downloaden kann (ähnlich einer PowerPoint-Präsentation). Sie begleitend zur Lektüre des Romans von Jakob Wassermann "Das Gold von Caxamalca" gedacht.

Ebenso wie die Azteken, kamen die Inka am Schluss einer langen zivilisatorischen Entwicklung, die seit Jahrtausenden von zahlreichen Indianervölkern getragen worden war. Diese verschiedenen, aber wesensverwandten Kulturen fassten sie gewaltsam in ihrem berühmten, riesigen Reich zusammen. Nachdem die Inkastämme in die Gegend von Cuzco, ihrer späteren Hauptstadt, eingewandert waren, waren sie zunächst regionale Herrscher. Seit dem Inka Pachacuti (1438 - 71), also ab ca. 1450, entwickelten sie den Ehrgeiz, sich alle Völker des Andengebietes zu unterwerfen. Unter dem Vorgänger Atahuallpas hatten sie ihr Reich zu der nie gekannten Ausdehnung gebracht, in der die Spanier unter Francisco Pizarro es vorfanden, als sie 1523 mit kaum 200 Mann dort einfielen. Schon 1533 war es diesem Häuflein gelungen, durch die kühne Gefangennahme ihres Herrschers (wie dies Cortez mit Montezuma getan hatte) sowie durch Ausnützung von Zwistigkeiten unter den Indianern (wieder wie Cortez) die Hauptstadt Cuzco zu der ihren zu machen. Damit war das Ende der indianischen Kultur, die der Goldgier der skrupellosen Europäer unterlegen war, besiegelt.

Das Inkareich (blau)

Die hochkulturelle Entwicklung in Südamerika beginnt - wie überall - mit dem Ackerbau, sowie mit dem Bau von Städten und Tempeln um ca. 1500 v.C. in Sechín und setzt sich über die Kultur der Moche (ca. 200 v.C. bis 700 n.C.) - hier werden große Lehmpyramiden gebaut -, das Reich von Tiahuanaco-Huari (700 - 1000) und die Chimú (1000 - 1450) bis zu den Inka fort. Wen interessiert, was hinter all diesen exotischen Namen steckt, dem sei ein Besuch im Ethnologischen Museum Dahlem empfohlen (Info? Hier klicken!); dort wird der 'Wanderer durch die Zeiten' noch eine ganze Reihe weiterer Namen und zahllose, faszinierende Exponate finden.

Da das Inka-Reich sich zum größten Teil in steilem Bergland befindet, müssen künstlich Terrassenfelder angelegt werden. In tieferen Lagen baut man Mais, in höheren Lagen gedeiht v.a. noch die Kartoffel, die Europa von den Indianern übernommen hat (wie übrigens auch die Tomate, die auf aztekisch bzw. Nahuatl "tomatl" heißt).

Kartoffelanbau mit dem 'Tretpflug', einer Weiterentwicklung des althergebrachten Grabstocks. Die Grabschaufel ist aus Bronze. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geographic Magazine (Näheres s. impressum.htm).

Terrassenfeldbau bei der Inkasiedlung Winay Wayna.

Die Inka kannten, wie vor ihnen (mindestens) schon die Chimú, die Bronze (d.i. die Legierung aus Kupfer und Zinn, die härter ist, als das vorher benutzte Kupfer alleine). Ihre Pflugscharen und Keulenköpfe waren also nicht mehr nur aus Stein, sondern auch schon aus Bronze.

Typisch für die Bronzezeit scheint zu sein, dass der Mensch seine Aufmerksamkeit weg von magisch-religiösen Großveranstaltungen, auf diesseitigere, technischere Dinge lenkt. Statt riesiger Pyramiden baut man jetzt eher Burgen, in denen der Landesherr und sein Hofstaat sitzt. Charakteristisch für diese Epoche ist auch sog.s Zyklopenmauerwerk, d.h. mörtellos verlegtes Mauerwerk aus phantastisch genau bearbeiteten, ziemlich großen Steinen, die allerdings oft von unregelmäßiger Form sind (Ansehen? Hier klicken! Die chalkolithischen, ägyptischen Pyramidenbauer waren da weiter...).

Mörtelloses Mauerwerk in Machu Picchu.

Auch die Hauptstadt Cuzco, die in der Form eines mächtigen Pumas angelegt ist (wir sehen, die Magie ist noch nicht ganz vergessen...), hat eine mächtige Inkaburg, die zugleich das zentrale Heiligtum des Reiches ist und an der Stelle des Kopfes liegt (die Spanier haben sie geschleift und ihre Kirche mit den Steinen errichtet). Da, wo das potente Genital des Pumas sitzt, hat man den Sonnentempel Coricancha angelegt, der mit Goldblech verkleidet war - was zu dem für die Inka fatalen Gerücht geführt hatte, ihre Tempel seien mit Goldziegeln gedeckt; dies hatten die Spanier gehört...

Die Hauptstadt der Inka, Cuzco.

Der Sonnentempel der Inka in Cuzco, Coricancha, teilweise mit Goldblech verkleidet.

Am bekanntesten ist jedoch die hoch in den Bergen gelegene Garnisonsstadt Machu Picchu mit ihren Befestigungen und ihrem Sonnententempel.

Noch immer haben die Burgen die Funktion der alten Tempel (weshalb auch von Tempelwirtschaft gesprochen wird, obwohl man diesen Begriff besser für die Kulturstufe davor aufheben und jetzt von Burgenkulturen sprechen sollte), d.h. sie speichern und kontrollieren die Überschüsse bzw. Vorräte des Landes. Auch hat der Landesherr lange Zeit noch sakrale Funktionen. Dies ist bei den Inka auf ihrer frühbronzezeitlichen Kulturstufe besonders ausgeprägt: der Inka gilt als Gottkönig, der die verehrte, männliche Sonne verkörpert. Wo immer er oder sein Bild durch die Straßen zieht, wirft man sich nieder und wagt nicht aufzublicken.

Der Inka-Sonnenpriester entzündet hier Werg mit einem Hohlspiegel und den Strahlen der Heiligen Sonne, die der Inka auf Erden verkörpert. Die Sonne also wird das Opferfeuer in Brand setzen. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geographic Magazine (Näheres s. impressum.htm).

Hier tragen Priester eine goldene Sonnenscheibe in ihren Tempel. Es folgen die dem Dienst der Sonne geweihten Sonnenjungfrauen, die gelegentlich auch der Sonne geopfert wurden. Das Menschenopfer ist auch bei den Inka noch bekannt, scheint aber gegenüber früheren Zeiten, z.B. im Vergleich mit den Moche deutlich zurückzugehen. Immer wieder findet man allerdings die im Permafrost der Bergeshöhen dargebrachten und bestens erhaltenen Kinderopfer. Man beachte die im Hintergrund am Boden demütig hingestreckten Massen (sog.e Prostration).

Inka-Mumie aus dem National Geographic Magazine.

Zum Kult des Inka gehört auch die Verehrung der Inka-Ahnen, die mumifiziert und prächtig gekleidet aufbewahrt werden.

Die Praxis des Menschenopfers ist zwar noch bekannt, scheint aber gegenüber der vorausgehenden Kulturstufe (vgl. Azteken) deutlich zurückzugehen. Nur noch gelegentlich werden Kinder und Jugendliche geopfert (Mehr hierzu? Hier klicken! Und mit der Maus über Bild mit den Sonnenjungfrauen gehen!).

Wesentlich für den Inka-Staat war das Militär. Mit Hilfe der Soldaten wurde das Reich gebaut und kontrolliert. Diese Soldaten waren allerdings nicht mehr Teil eines magischen Ritualsystems, bei dem Kriegszüge wesentlich dazu dienten Gefangene zu machen, die bei großen Festen in mehr oder weniger großer Zahl geopfert wurden. Typisch ist dies für die Indianerkulturen der früheren, chalkolithischen Kulturstufe (ich nenne sie "Tempelkulturen"), also z.B. bei den Maya und den Inka, und findet sich in Südamerika entsprechend bei den pyramiden-bauenden Moche, wie das folgende Vasenbild zeigt, das allerdings auch einen guten Eindruck von Aussehen und Bewaffnung der Inka-Krieger vermittelt, der Keulenköpfe allerdings nun zum großen Teil aus Bronze waren.

Tonschale aus der Moche-Kultur, Peru, Ethnologisches Museum Berlin-Dahlem. Zu sehen ist ein Krieger, der einen Gefangenen gemacht hat, den man zur Demütigung seiner Kleidung und seiner Insignien (Rangabzeichen) beraubt hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er hier abgeführt, um geopfert zu werden. Andere Vasen in Dahlem zeigen plastisch die Menschenopferszenarien, bei denen die Leiber der Geopferten nicht, wie etwa bei den Azteken, von den Pyramiden herabgestürzt wurden, sondern von heiligen Bergen. Andere Vasen in Dahlem zeigen plastisch die Menschenopferszenarien, bei denen die Leiber der Geopferten nicht, wie etwa bei den Azteken, von den Pyramiden herabgestürzt wurden, sondern von heiligen Bergen.

Der Inka kontrolliert ein kommunistisches Gemeinwesen, in dem alles Staatsbesitz ist und jeder erst für das Gemeinwohl und zuletzt für sich selbst arbeiten muss. So sorgt der Staat dafür, dass niemand verelendet.

Handwerk und Handel war im Reich der Inka weit fortgeschritten. Die große Leistung des riesigen Inkareichs war, dass es von einem Netz hervorragend ausgebauter Straßen (mit phantastischen Hängebrücken) durchzogen war. Diese Straßen wurden von Inkasoldaten kontrolliert und waren daher für die Kaufleute sicher. Es ist typisch für die Herrscher der 'Burgenkulturen', dass sie militärisch von ihren Burgen aus die Handelswege kontrollieren und dort auch das Handwerk im Griff haben. Somit machen sie sich zu Zentralfaktoren der Wirtschaft.

Straße mit kleiner Karawane.

Hauptsächliches Transportmittel ist das Lama, das zugleich (neben anderen Kameliden) als Woll- und Fleischlieferant genutzt wird. Man beachte die kostbare Amphore auf dem Rücken des Kaufmanns. Die südamerikanischen Indianer stellten technisch und künstlerisch beeindruckende Keramik her.

Man beachte die Hängebrücke und die Terrassenfelder im Hintergrund.

Über ihre Straßen transportierten die Inka auch mit einem erstaunlich schnellen System von Läufern die Nachrichten, die für die Verwaltung des Riesenreiches lebenswichtig waren.

Nachrichtenläufer

Der hintere Läufer trägt ein sog.s Quipu oder Quipo (verschiedene Schreibweisen sind üblich); das ist ein Bündel von Knotenschnüren, die beim Transport von Nachrichten als Gedächtnisstütze dienen kann. Eine andere Form von Aufzeichnungen kannten die Inka nicht. Dies erscheint allerdings gegenüber den Schriftsystemen der Maya und Azteken ein Rückschritt. (Wie man sieht, verläuft die kulturelle Entwicklung nicht immer nach Bilderbuchschemata - weshalb man allerdings nicht aufhören sollte, nach den Regeln zu suchen, die von den Ausnahmen bestätigt werden...)

Quipu: Knotenschnüre als Gedächtnisstütze. Ein anderes Schriftsystem kannten die Inka nicht.

Übrigens kannte man das Prinzip des Rades, denn Räder wurden für Kinderspielzeug verwendet. Aber im Verkehr setzte man es nicht ein, vielleicht wegen der steilen Straßen.

Verwundern mag auch, dass die indianischen Hochkulturen kein Geld kannten, auch die Inka nicht. Handel war also Tauschhandel, wie man in folgendem Bild verdeutlicht sieht - Fleisch gegen Kartoffeln, eine heikle Angelegenheit... Allerdings gab es schon staatlich kontrollierte Gewichte und Waagen. Geld kommt erst in der Eisenzeit auf.

Tauschwirtschaft - keine Geldwirtschaft.

Absolut beeindruckend war allerdings das Niveau des Handwerks, insbesondere des Kunsthandwerks. Speziell die Kunst der Stoffherstellung war durch die Anforderungen des Adels, der sich mit bestimmten Stoffen vom gemeinen Volk unterschied, hatte ästhetisch und technisch großartige Leistungen erreicht. Die Farben blau und rot waren für die königliche Inka-Familie reserviert. "Kleider machen Leute" galt also schon damals...

Hier sieht man Inka-Adelige mit ihren prachtvollen Gewändern. Sie witzeln gerade, der Inka habe eine neue Provinz eingenommen, die so arm sei, dass er Flöhe als Tribut nehmen müsse...

Inkaponcho, rot. Ethnologisches Museum Berlin-Dahlem.

Inkaponcho, blau. Ethnologisches Museum  Berlin-Dahlem.

Am Legendärsten war allerdings die Kunst der Verarbeitung von Edelmetallen, also von Silber und Gold. Diese Kunst hatte eine lange Tradition und stammt dem Wesen nach aus der chalkolithischen Kulturstufe. Man sah in Gold und Silber heilige Körperabsonderungen der Gestirnsgötter Sonne und Mond.

Goldfigur, Quimbaya, Ethnologisches Museum Berlin-Dahlem. Eine solche Goldfigur enthielt Kalk, den man benötigte, um sich mit Koko in heilige Trance zu versetzen - was dem gemeinen Volk natürlich nicht gestattet war. Maiskolben aus Silber, Chimú, Ethnologisches Museum Berlin-Dahlem.

Opfermesser mit Goldgriff und Silberklinge, Lambayeque, Peru, Ethnologisches Museum Berlin-Dahlem.

Die Kunst der Goldverarbeitung, die zur Legende von "El Dorado" (d.h. "Der Vergoldete") führte, wurde bekanntlich den Indianern Mittel- und Südamerikas (Andengebiet) zum Verhängnis, hätten sich doch sonst die Christen wohl weit weniger für sie interessiert...