SÜDAMERIKA

Moche-Vase. Ethnologisches Museum Berlin-Dahlem. Zu sehen ist , wie ein Krieger einen Kriegsgefangenen abführt, der vermutlich für ein Menschenopferritual bestimmt ist.

Über die vielfältige Südamerika-Abteilung erfahrt ihr eine Menge in unserem Kapitel "Inka" links (bitte anklicken!), denn die Inka gehören bekanntlich dorthin. Bevor selbige allerdings an die Macht kamen (und das war erst ab ca. 1450), gab's schon zahlreiche andere Kulturschichten, die wir in Dahlem zum allergrößten Teil vorfinden.

Vor allem die Goldkammer wird viele faszinieren, hoffentlich nicht so, wie die Spanier, die wegen des Goldes die Hochkulturen der Indianer in Mittel- und Südamerika vernichteten... Objekte aus der Goldkammer ansehen? Hier klicken!

Im Folgenden ein paar Bilder als 'Appetizer', in denen - nicht ganz zufällig - das Thema Menschenopfer wieder dominant ist.

Zunächst, oben zu sehen, eine Vase (von der wir schon im Inka-Kapitel einen Ausschnitt gezeicht haben; Näheres dort), auf der zu sehen ist, wie ein Moche-Krieger einen Kriegsgefangenen macht, der vermutlich für ein Opferritual, wie das im Folgenden Bild gezeigte, bestimmt sein wird. Ebenso haben die Azteken in ihren Kriegen, v.a. den rituellen "Blumenkriegen" Opfer gefangen.

Abrollzeichnung einer Mochevase. Standardmotiv. Auch im Ethnologischen Museum Berlin-Dahlem zur Erläuterung ausgestellt.

Die nächste Etappe im Ritualgeschehen verdeutlicht ein Abrollbild von einer Moche-Vase, das auch in Dahlem als Erläuterung ausgestellt ist: es zeigt eine Menschenopferszene. Unten rechts sieht man vermutlich das klassische Herzopfer: ein als Dämon gekleideter Priester greift dem Opfer in den Brustkorb, das Blut trieft. Oben links wird einer Gestalt, offensichtlich ein Gott, in einem Pokal (vergleiche den christlichen Gral) etwas, höchstwahrscheinlich Blut oder/und das Herz, dargereicht. Priester wie Gott tragen Haubenaufsätze in Form von Opfermessern und befinden sich in ritueller Rage. Diese Szene gehört zu einem Standardrepertoire von Motiven der Moche.

Nun eine Vase in Gestalt eines Ohreulen-Dämons1) aus der Nasca-Kultur. Auch hier wieder das fast obligate Menschenopfer: Wir sehen rechts einen Kopf in der Tatze des Dämons; was wir nicht sehen ist der darunter baumelnde Leib des Opfers (Skizze? Maus über Bild bewegen!).

Ohreulendämon, Nasca,. Ethnologisches Museum Berlin.

Es folgt ein Tongefäß aus der Pachacamac-Kultur, Peru, eine Gesichtsvase. Die Ausbildung von Vasen als figürliche Skulpturen ist in Südamerika weit verbreitet und bringt noch viel Beeindruckenderes hervor, als hier abgebildet. Viel davon ist im Museum zu sehen. Also: hingehen!

Tongefäß, Pachacamac, Peru. Ethnologisches Museum Berlin.

Zur Südamerika-Abteilung gehören auch die riesigen, phantastischen Sammlungen des Ethnologischen Museums Berlin aus den Kulturen der Tieflandinianer, von denen nichts, ich wiederhole: nichts zu sehen ist! Ein Trauerspiel!

Zu den Tieflandindianern gehören v.a. die Indianer der tropischen Regionen, v.a. aus Brasilien bzw. Amazonien. Ich erwähnte hier nur die Mundurucú-Indianer. Auch die Hersteller der berühmt-berüchtigten Schrumpfköpfe, die Jívaro-Indianer oder Shuar sind hier beispielhalber zu nennen.

Federhaube der Mundurucú-Indianer vom Rio Tapajós, Ethnologisches Museum Berlin.

Tieflandindianer sind aber auch die ehemaligen Bewohner Feuerlands, die Qawaskar, die Manekenk'n und die Selk'nam - wahrscheinlich mit die elementarsten Jäger-und-Sammler, die man in moderner Zeit auf dieser Erde noch antreffen konnte, bevor sie von den westlichen Robben-Jägern ausgerottet wurden. Sie kannten praktisch keine Kleidung trotz eines sehr kalten Klimas und keine Behausungen, außer einfachen Windschutzvorrichtungen, wohl aber Boote für den Fang auf See.

Allerdings: man kann die Magazine auch besuchen und sich dort die Tieflandindianer-Objekte zeigen lassen!


Fußnoten
:

1) Im Katalog "Ethnologisches Museum Berlin", Bolz, Peter, Hg., Mchn. 2003 ist von einer "menschlichen Ohreule" die Rede, im Erläuterungstext der Vitrine 50, wo als Nr. 3 das Objekt steht heißt es "Raubkatze mit Trophäenkopf". Das ist nur insofern verständlich, als der sog.e "Raubkatzengott", d.h. ein Wesen, das wütend seine Reißzähne bleckt, in den früheren südamerikanischen Kulturen weit verbreitet ist.