DIE MAYA

Stele eines Mayawürdenträgers. In Form von Stelen berichteten die Könige in Bild und Schrift von ihren Taten.

Die Maya, die in den tropischen und den ariden (trockenen) Bereichen der Halbinsel Yukatan sowie den angrenzenden Gebieten (Guatemala, Chiapas) leben und lebten, haben in der Zeit von ca. 300 bis 1200 ihre große, klassische Zeit erlebt. Damals wurde die fortgeschrittenste Form indianischer Hochkultur in Amerika entwickelt und zugleich die Grundlagen aller anderen mittelamerikanischen Hochkulturen, also auch der Azteken, gelegt.


Die Kultur der Maya beruhte auf dem Anbau von Mais und weit entwickelter Bewässerungstechnik (wie bei den Ägyptern in der alten Welt). Sie brachten große Städte, gewaltige Tempelpyramiden, eine Hieroglypenschrift, eine ausgefeilte Astronomie und Mathematik, sowie Kunst und Handwerk auf hohem Niveau hervor.

Die "Pyramide des Castillo" in Chichen Itza, ca. 1200

Vase aus dem Ethnologischen Museum, Berlin-Dahlem, Spätklassik (600 - 900 n.C.)

Allerdings pflegen die sog.n "frühen Hochkulturen" häufig auch die Kunst des Krieges und die Praxis des Menschenopfers und der disziplinierenden Selbstkasteiung zu bedenklichen Höchstleistungen zu treiben. Beides wird in den mesoamerikanischen Indianerkulturen zusammengebracht, da die Kriege neben der Unterjochung benachbarter Völker der Gewinnung von Menschenopfern dienen. Mehr dazu?

Auf vorstehender Vase sieht man Krieger. Auf dem folgenden Fresko (Bonampak) sind siegreiche Krieger dargestellt. Den Gefangenen hat man die Fingernägel ausgerissen, so dass die zum Opfer bestimmten hier ihre blutenden Hände hochhalten. Allerdings glauben auch die Unterlegenen daran, dass ihr Opferschicksal zur Erhaltung der Welt von Nöten ist.

Fresko aus Bonampak.

Mayakrieger. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geographic Magazine (Näheres s. impressum.htm).

Oben ein Maya-Krieger mit seiner steinzeitlichen Bewaffnung: eine Holzkeule, bewehrt mit Obsidianklingen.

Papageienopfer. Archäologisch korrekte Darstellung aus dem National Geogrphic Magazine.

Allerdings opferten die Maya nicht nur Menschen... Hier z.B. wird ein Papagei auf einer Tempelpyramide dargebracht. Zugleich räuchert man mit Copalharz. Weihrauch und der Bratenduft des Opferfleisches sind die Nahrung der Götter. Der Papagei ist allerdings nicht irgendein Vogel, sondern stellt das Feuer und damit auch die Sonne bzw. den Sonnengott dar - ein Hinweis darauf, dass in den mesoamerikanischen Mythologien die Götter ihre Göttlichkeit dadurch erweisen, dass sie sich zum Wohle der Gemeinschaft selbst zum Opfer bringen.

"Kinich Ahau" heißt der Sonnengott der Maya: "sonnengesichtiger oder sonnenäuiger Herr". Mit ihm identifizieren sich die Könige - Heilige Könige, als Anführer von Priesterschaft und Militär, sind weit verbreitet auf dieser Kulturstufe.

Auch das heilige Ballspiel, das allen mittelamerikanischen Indianerkulturen gemeinsam sein wird, findet sich schon bei den Maya. In ihm wird magisch der Lauf der Sonne (=Ball) und der Kreislauf der Vegetation dargestellt (Ball = Menschenkopf = "Kopf" bzw. Samen der Pflanzen. Mehr zur Bedeutung des Ballspiels? Hier klicken!). Es geht mit dem Opfer aus einer Partei der Spieler einher; ob ehrenvoll die Sieger geopfert werden, oder die Unterlegenen, darüber kann nur spekuliert werden. Folgend einer der H-förmigen Ballspielplätze mit den seitlichen Prallwänden (senkrecht oder schräg, getreppt oder glatt). Näheres über das Spiel erfährt man spielerisch hier!

Ballspielplatz von Copan.

Die Kultur der Maya befand sich auf jener Stufe, auf der auch andere Völker der Geschichte, völlig unabhängig voneinander, erste große Städte mit gewaltigen Tempelanlagen hervorbrachten, in denen charakteristisch Großbauten in Pyramidenform zum Himmel streben (vgl. die rund 4000 Jahre früheren Ägypter. Zentralmexikanische Pyramiden im Bild? Hier klicken!). Diese Tempel, geleitet von mächtigen Priesterschaften (ernährt von den entsprechend produktiven Bauern) im Bündnis mit dem Militär, sind die Wirtschafts- und Verwaltungszentren der Länder. Das Denken hat seinen Schwerpunkt noch in der Magie, dem Versuch der Menschen, die Welt durch Zauberrituale zu bezwingen (und zu begreifen), in denen etwas Beherrschbares vollzogen wird, das dem Erwünschten ähnlich ist (Analogiezauber) oder mit diesem irgendwie in Kontakt steht (Kontaktmagie). Die Technologie dieser Kulturstufe ist die der sog. Steinkupferzeit, wissenschaftlich: Chalkolithikum (chalkos [griechisch] = Erz, lithos = Stein), d.h. man kennt die Verarbeitung weicher Metalle mit niedrigem Schmelzpunkt, die man garnicht oder wenig, tendentiell aber immer mehr, für die Werkzeugherstellung einsetzt. Umso mehr dafür bei der Schmuckherstellung, denn die Adeligen und Priester wollen im Glanz der verehrten Sonne erscheinen - "Vater" Sonne ist für diese Ackerbaukulturen neben und über "Mutter Erde" das Wichtigste. Sie kleiden sich daher mit glänzendem Kupfer und Gold (Analogiemagie).

Diese Steinkupferzeit steht also zwischen der späten Steinzeit, dem Neolithikum bzw. der Jungsteinzeit, in der die Menschen den Ackerbau und die Viehzucht lernten, und der folgenden Bronzezeit, in der die Menschen den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit weg von der Magie, hin zum Technisch-Kaufmännisch-Militärischen verschieben (in die Bronzezeit gehören z.B. die frühen Griechen, die im Mythos Troja erobert haben). Von den Kulturen Amerikas, deren Kulturstufen bei den alt- und mittelsteinzeitlichen Jägern und Sammlern anfangen, erreichen nur einige Völker Südamerikas, v.a. die Inka, die Frühformen der Bronzezeit.

(Zwischenbemerkung: Der geneigte Leser sollte wissen, dass bei einigen Ethnologen die Rede von "Kulturstufen" und damit die Annahme einer fortschreitenden, Schicht für Schicht sich aufbauenden Entwicklung nur ein Irr-"Glaube" der sog.n "Evolutionisten"1) ist. Diese Weigerung mancher Ethnologen, historisch zu denken bzw. Entwicklungsprozesse oder gar deren strukturelle Parallelen zu beachten, ist erklärlich aus der Neigung gewisser Vertreter evolutionistischen Denkens im 19. Jahrhundert, die Menschheitsentwicklung einseitig glorifizierend als 'Fortschritt' zu sehen, gekrönt von der 'westlichen Industriezivilisation', die den 'primitiven' 'Naturvölkern' von den 'großen Industrienationen' bzw. den Kolonialmächten endlich (bei-)gebracht wurde, eher mehr als weniger gewaltsam und ohne Beachtung der kulturellen Eigenleistungen der 'zu zivilisierenden' Völker.)

Dies sind Stuckhieroglyphen vom Tempel von Palenque. Die Mayaschrift kann weitgehendst gelesen werden.

Typisch für die Kulturstufe des Chalkolithikums ist die Entwicklung der Schrift. Die Maya waren hierin weit fortgeschritten: ihre Schrift ist schon nicht mehr nur ideogrammatisch (Mehr hierzu? Hier klicken!). Nötig wurde die Schrift einerseits zur Aufzeichnung der Großtaten der Könige und andererseits zur Verwaltung der Vorräte in den Tempeln und bei den Kaufleuten.

1524 machten die (eisenzeitlichen) Spanier der Kultur der Maya den Garaus, die allerdings ohnehin schon im Niedergang begriffen war.

Vor den Maya bereits bauten die ersten, elementaren Städte, Ballspielplätze und Tempelanlagen die Olmeken, die zwischen Yukatan und dem Aztekengebiet (mexikanisches Hochland) an der Küste des Golfs von Mexiko lebten.

Fussnoten:

1) "Primitive Gesellschaften waren ein Konstrukt der Evolutionisten, die glaubten, alle Gesellschaften auf der Erde hätten ähnliche Entwicklungsstufen durchlaufen." Julien, Catherine: Die Inka, Mchn. 1998, S. 14