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DIE MAYA

Die Maya, die in
den tropischen und den ariden (trockenen) Bereichen
der Halbinsel Yukatan sowie
den angrenzenden Gebieten (Guatemala, Chiapas) leben
und lebten, haben in der Zeit von ca. 300
bis 1200 ihre große, klassische Zeit
erlebt. Damals wurde die fortgeschrittenste
Form indianischer Hochkultur in Amerika entwickelt
und zugleich die Grundlagen aller anderen mittelamerikanischen
Hochkulturen, also auch der Azteken, gelegt. |

Die Kultur der Maya
beruhte auf dem Anbau von Mais
und weit entwickelter Bewässerungstechnik (wie
bei den Ägyptern in der alten Welt). Sie brachten
große Städte,
gewaltige Tempelpyramiden,
eine Hieroglypenschrift, eine
ausgefeilte Astronomie und
Mathematik, sowie Kunst
und Handwerk auf hohem Niveau hervor.
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Allerdings pflegen die sog.n "frühen Hochkulturen"
häufig auch die Kunst des Krieges
und die Praxis des Menschenopfers
und der disziplinierenden Selbstkasteiung
zu bedenklichen Höchstleistungen zu treiben.
Beides wird in den mesoamerikanischen Indianerkulturen
zusammengebracht, da die Kriege neben der Unterjochung
benachbarter Völker der Gewinnung von Menschenopfern
dienen. Mehr
dazu?
Auf vorstehender Vase sieht man Krieger.
Auf dem folgenden Fresko (Bonampak) sind siegreiche
Krieger dargestellt. Den Gefangenen
hat man die Fingernägel ausgerissen, so dass
die zum Opfer bestimmten
hier ihre blutenden Hände hochhalten. Allerdings
glauben auch die Unterlegenen daran, dass ihr Opferschicksal
zur Erhaltung der Welt von Nöten ist.
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Oben ein Maya-Krieger
mit seiner steinzeitlichen Bewaffnung: eine Holzkeule,
bewehrt mit Obsidianklingen. |

Allerdings opferten die Maya nicht nur Menschen...
Hier z.B. wird ein Papagei
auf einer Tempelpyramide dargebracht. Zugleich räuchert
man mit Copalharz. Weihrauch und der Bratenduft des
Opferfleisches sind die Nahrung der Götter. Der
Papagei ist allerdings nicht irgendein Vogel, sondern
stellt das Feuer und damit auch die Sonne bzw. den
Sonnengott dar - ein Hinweis
darauf, dass in den mesoamerikanischen Mythologien
die Götter ihre Göttlichkeit dadurch erweisen,
dass sie sich zum Wohle der Gemeinschaft selbst zum
Opfer bringen.
"Kinich Ahau"
heißt der Sonnengott der Maya: "sonnengesichtiger
oder sonnenäuiger Herr". Mit ihm identifizieren
sich die Könige - Heilige Könige,
als Anführer von Priesterschaft und Militär,
sind weit verbreitet auf dieser Kulturstufe.
Auch das heilige
Ballspiel, das allen mittelamerikanischen Indianerkulturen
gemeinsam sein wird, findet sich schon bei den Maya.
In ihm wird magisch der Lauf der
Sonne (=Ball) und der Kreislauf
der Vegetation dargestellt (Ball = Menschenkopf
= "Kopf" bzw. Samen der Pflanzen. Mehr zur
Bedeutung des Ballspiels? Hier
klicken!). Es geht mit dem Opfer aus einer Partei
der Spieler einher; ob ehrenvoll die Sieger geopfert
werden, oder die Unterlegenen, darüber kann nur
spekuliert werden. Folgend einer der H-förmigen
Ballspielplätze mit den seitlichen Prallwänden
(senkrecht oder schräg, getreppt oder glatt).
Näheres über das Spiel erfährt man
spielerisch hier!
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Die
Kultur der Maya befand sich
auf jener Stufe, auf der
auch andere Völker der Geschichte, völlig
unabhängig voneinander, erste große Städte
mit gewaltigen Tempelanlagen
hervorbrachten, in denen charakteristisch Großbauten
in Pyramidenform zum Himmel
streben (vgl. die rund 4000 Jahre früheren Ägypter.
Zentralmexikanische Pyramiden
im Bild? Hier
klicken!). Diese Tempel, geleitet von mächtigen
Priesterschaften (ernährt von den entsprechend
produktiven Bauern) im Bündnis mit dem Militär,
sind die Wirtschafts- und Verwaltungszentren der Länder.
Das Denken hat seinen Schwerpunkt noch in der Magie,
dem Versuch der Menschen, die Welt durch Zauberrituale
zu bezwingen (und zu begreifen), in denen etwas Beherrschbares
vollzogen wird, das dem Erwünschten ähnlich
ist (Analogiezauber) oder mit diesem irgendwie in
Kontakt steht (Kontaktmagie). Die Technologie dieser
Kulturstufe ist die der sog. Steinkupferzeit,
wissenschaftlich: Chalkolithikum
(chalkos [griechisch] = Erz, lithos = Stein), d.h.
man kennt die Verarbeitung weicher Metalle mit niedrigem
Schmelzpunkt, die man garnicht oder wenig, tendentiell
aber immer mehr, für die Werkzeugherstellung
einsetzt. Umso mehr dafür bei der Schmuckherstellung,
denn die Adeligen und Priester wollen im Glanz der
verehrten Sonne erscheinen - "Vater"
Sonne ist für diese Ackerbaukulturen neben
und über "Mutter Erde"
das Wichtigste. Sie kleiden sich daher mit glänzendem
Kupfer und Gold (Analogiemagie).
Diese Steinkupferzeit
steht also zwischen der späten Steinzeit, dem
Neolithikum bzw. der Jungsteinzeit,
in der die Menschen den Ackerbau und die Viehzucht
lernten, und der folgenden Bronzezeit,
in der die Menschen den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit
weg von der Magie, hin zum Technisch-Kaufmännisch-Militärischen
verschieben (in die Bronzezeit gehören z.B. die
frühen Griechen, die im Mythos Troja erobert
haben). Von den Kulturen Amerikas, deren Kulturstufen
bei den alt- und mittelsteinzeitlichen Jägern
und Sammlern anfangen, erreichen nur einige Völker
Südamerikas, v.a. die Inka,
die Frühformen der Bronzezeit.
(Zwischenbemerkung:
Der geneigte Leser sollte wissen, dass bei einigen
Ethnologen die Rede von "Kulturstufen" und
damit die Annahme einer fortschreitenden, Schicht
für Schicht sich aufbauenden Entwicklung nur
ein Irr-"Glaube" der sog.n "Evolutionisten"1)
ist. Diese Weigerung mancher Ethnologen, historisch
zu denken bzw. Entwicklungsprozesse oder gar deren
strukturelle Parallelen zu beachten, ist erklärlich
aus der Neigung gewisser Vertreter evolutionistischen
Denkens im 19. Jahrhundert, die Menschheitsentwicklung
einseitig glorifizierend als 'Fortschritt' zu sehen,
gekrönt von der 'westlichen Industriezivilisation',
die den 'primitiven' 'Naturvölkern' von den 'großen
Industrienationen' bzw. den Kolonialmächten endlich
(bei-)gebracht wurde, eher mehr als weniger gewaltsam
und ohne Beachtung der kulturellen Eigenleistungen
der 'zu zivilisierenden' Völker.)
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Typisch für
die Kulturstufe des Chalkolithikums ist die Entwicklung
der Schrift. Die Maya waren hierin weit fortgeschritten:
ihre Schrift ist schon nicht mehr nur ideogrammatisch
(Mehr hierzu? Hier klicken!).
Nötig wurde die Schrift einerseits zur Aufzeichnung
der Großtaten der Könige und andererseits
zur Verwaltung der Vorräte in den Tempeln und
bei den Kaufleuten.
1524
machten die (eisenzeitlichen) Spanier
der Kultur der Maya den Garaus, die allerdings ohnehin
schon im Niedergang begriffen war.
Vor den Maya bereits
bauten die ersten, elementaren Städte, Ballspielplätze
und Tempelanlagen die Olmeken,
die zwischen Yukatan und dem Aztekengebiet (mexikanisches
Hochland) an der Küste des Golfs von Mexiko lebten.
Fussnoten:
1)
"Primitive Gesellschaften waren ein Konstrukt
der Evolutionisten, die glaubten, alle Gesellschaften
auf der Erde hätten ähnliche Entwicklungsstufen
durchlaufen." Julien, Catherine: Die Inka, Mchn.
1998, S. 14
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