Die schier endlosen Wasserwüsten des Pazifik
durchsegeln diese Steinzeitvölker mit seetüchtigen
Bootskonstruktionen, die
aus Holz und Pflanzenfasern kunstvoll gezimmert sind
und deren Segel gestatten, auch gegen den Wind, also
"hart am Wind" zu segeln. Man hatte Auslegerboote,
wie hier abgebildet, oder Zweirumpfschiffe, sog.e
Katamarane. In Dahlem kann
man Nachbauten sehen, die mensch auch besteigen darf!
Hier läßt sich nacherleben, wie sich so
ein kühner Steinzeit-Kapitän zur See gefühlt
haben mag!
In den Ritualen dieser Clan-Gesellschaften, die meist
mit Tanz und dem Ahnenkult bzw. dem Totemismus
verbunden waren, traten phantastische
Masken auf, d.h. die Männer der Geheimbünde
stellten Ahnengeister dar, die der Moral der Menschen
Nachdruck verschafften. Frauen und Kinder durften
hier nicht hinter die Kulissen schauen! Wir sehen
oben eine Maske aus Papua-Neuguinea.
Und hier ein Trauergewand
aus Tahiti. Bast, Muscheln,
Holz, Federn, Nussschalen und dergleichen waren die
Werkstoffe für solche Kunstwerke!
Und hier nun eine sog.e Malanggan-Figur
aus Neuirland, die man zur Erinnerung
an einen verehrten Toten anfertigte, aber in
der Regel nach jedem Erinnerungsfest wieder zerstörte
- wollte man doch damit die Lebenskraft des Toten
darstellen, und das eben war in den Augen dieser in
ihrer Bescheidenheit weisen Natur-Völker
nichts Unvergängliches (wie in späteren
Weltanschauungen die vermeintlich "unvergängliche
Seele"), sondern allenfalls etwas zyklisch
Wiederkehrendes.
Wem fällt auf, was an der vorstehenden
"Uli"-Figur aus
Neuirland etwas 'strange' ist?? Richtig! Sie hat beides:
Brüste & Penis! Tja, wer hat, der hat...
Im Ernst: Ein Wesen, das beide Geschlechter
in sich vereint, das den Unterschied zwischen
Wunsch und Erfüllung überwunden hat, das
das 'Objekt des Begehrens', den gegengeschlechtlichen
Partner, schon in sich trägt, das ist göttlich,
denn ihm ist Wunsch Realität! Also, wir sehen,
für diese noch naturnahen Völker, die keine
'Butterberge' und vollen Tiefkühltruhen hatten,
war die Fruchtbarkeit des
Lebendigen überlebenswichtig, verehrenswürdig,
heilig! Denn wenn diese Fruchtbarkeit
einmal ausblieb, war der Tod nicht weit!
Aber dennoch: mann will auf dieser Kulturstufe
verstärkt schon die Natur beherrschen.
Deshalb läßt man seinen Körper auch
nicht einfach so, wie er ist, sondern macht aus ihm
etwas Künstliches, ein Produkt der Zivilisation:
von daher nicht nur all der üppige
Trachten-Schmuck bei diesen Menschen, sondern
auch die Körperbemalung
und die Tatauierung (oder
auch Tätowierung; das Wort kommt von tahitisch
"zeichnen"): Tatauierung im engen Sinn ist
die Einimpfung von Farbe unter die Haut. Die frühen
Menschen kennen aber auch Körperzeichnungen mit
Schmucknarben. Bei den Südsee-Völkern zeigen
die Tätowierungen eines Mannes, die über
die Jahre seinen Körper mehr und mehr bedecken,
wie er als Mitglied der gesellschaftlichen 'Körperschaft'
nach oben steigt. Die vorstehende Uli-Figur scheint
alles dies zu zeigen: Tracht, Körperbemalung,
Tatauierung.
In diesen Zusammenhang gehören
übrigens noch andere, weit gewaltsamere
Körperveränderungen: Schädeldeformationen,
das Ausschlagen oder Zufeilen von Zähnen, das
Abhacken von Fingern, ja sogar das Aufschneiden des
Penis... Man sieht: der Sieg über
die Natur ist schmerzvoll erkauft!
Bilder von den
verblüffenden Rüstungen
und messerscharfen Waffen der schreckenerregenden
Krieger dieser Völker habe ich hier (noch) nicht
zu bieten; aber im Museum kann man sie reichlich bestaunen.
Also: hingehen ins Museum!
Viel Spaß!
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