AFRIKA
Auch nach
Afrika kann man sich beamen
lassen, vom Ethnologischen Museum Berlin aus! Afrika,
das bedeutet hier "Schwarz-Afrika",
nicht das "weiße" Afrika des Nordens
(Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko).
1999 ist eine Ausstellung
mit dem Titel "Afrika - Kunst und Kultur"
eröffnet worden; 2005 dann wurde daraus "Kunst
aus Afrika" - und in der Tat zeigt man die Objekte
aus Afrika jetzt mehr als Kunstobjekte, denn als ethnologische
Objekte. Zwar sind die Exponate
zum großen Teil tatsächlich von
atemberaubender künstlerischer Qualität,
und das auch für unseren Geschmack! Aber über
die Kulturen bzw. Zivilisationen dahinter lernt man
nur relativ wenig; ein bisschen über Tanzrituale
als Gesamtkunstwerk ja, aber das, was tradtitionell
ein ethnologisches Museum tut, nämlich die Kunstproduktion
im Zusammenhang mit der alltäglichen Lebenswelt,
mit der Technik der Gebrauchsgegenstände, mit
dem sozialen und religiösen Leben zu zeigen,
das passiert hier kaum mehr (wie noch z.B. vorbildlich
in der Papua-Ausstellung "Asmat - Mythos und
Kunst im Leben mit den Ahnen" 1996).
Warum wohl? Dürfen wir jezt
aus "political correctness" keine 'naturnahe'
Technologie mehr zeigen oder Bewusstseinsform (Magie!)
erklären, die den Eindruck von "Primitivität"
oder gar "Rückständigkeit" erwecken
könnte? Oder will man mit "Kunst" mehr
Publikum ins Museum locken, nachdem jetzt die Touristenströme
sich v.a. in Richtung Museumsinsel ergießen?
Jedenfalls, für diejenigen, die in einem "Völkerkundemuseum"
etwas über das Entstehen und die mannigfaltigen
Formen, Stärken (!) und
Schwächen (!) der menschlichen Kultur und Zivilisation
lernen möchen, ist das eher ein Verlust (meine
ich)... Aber trotzdem. wer über
Afrika staunen will, sollte hingehen! Und für
sich selbst tiefer einsteigen!
Auch Afrika
bot früher ein breites Spektrum
von Kulturen an, die, dem jeweiligen Biotop
angepasst, nebeneinander existierten, obwohl man in
den verschiedenen Zivilisationen auch Entwicklungsstufen
der menschlichen Kultur wiedererkennen kann.
Wir finden die einfachsten
Jäger-und-Sammlerinnen1)-Kulturen
bei den Buschleuten (Wüste),
Hadza (Steppe) oder Pygmäen
(Regenwald). Dies ist eine im Prinzip spät-altsteinzeitliche
("jungpaläolithische") Lebensform,
auch wenn alle afrikanischen Völker die Eisentechnologie
übernommen haben. Wir treffen auf einfache Pflanzervölker
mit ihren Dörfern aus leichten Holzhäusern,
die mit Grabstöcken im Regenwald Brandrodungsbau
v.a. von Knollenfrüchten betreiben, wie in frühen
jungsteinzeitlichen Epochen. Es gibt fortgeschrittenere
Hack-Bauern in den Savannen
(Dogon, Nankanse, ...), die Lehmdörfer
bauen und Religionsformen entwickeln, wie die fortgeschritteneren
Neolithiker Kleinasiens (Catal Hüyük) oder
die Pueblo-Indianer Nordamerikas. Von den Ackerbau-Kulturen
mit ihrer Viehzucht spalten sich die spezialisierten
Hirten-Nomaden-Völker
ab (Masai, Samburu, Tutsi, Fulbe...), die durch die
Steppen ziehen und eine kriegerische Kultur entwickeln
und, bedingt durch ihre Mobilität, auch Händler-Funktionen
übernehmen. So bleibt es nicht aus, dass viele
dieser Hirten-Krieger sich
als Herren-Völker über Bauern setzen (Tutsis)
und Königreiche errichten,
die Handwerk und Handel kontrollieren. So entstand
seinerzeit auch aus der Fusion
des mehr nomadischen Oberägypten und des mehr
bäuerlichen Unterägyten das Reich des Alten
Ägypten mit seiner weit fortgeschritten, stein-kupfer-zeitlichen
Technologie des Pflug- und Bewässerungslandbaus
(sog. Thinitenzeit); ähnlich die Entstehung des
Aztekenreichs. Die Eliten, allen voran ihr "heiliger
König" (Sakralkönigtum,
in Ägypten "Pharao" genannt) prunken
nun über und über mit edel wirkenden Metallen, wie Messing, Bronze und Gold
(Yoruba, Asante, Dahomey, ganz so wie seinerzeit die
Herren von Varna am Schwarzen Meer), allerdings erst
ab der Zeit, die in Zentraleuropa Mittelalter genannt
wird, oft sogar erst ab dem 17. und 18. Jahrhundert
im Kontakt mit europäischen (Gold- und Sklaven-)Händlern.
Die gesamtkulturellen Äußerungsformen
der Megalithiker (gewaltige Steinsetzungen), die Schriftkultur
der stein-kupfer-zeitlichen Pyramidenbauer, die Zyklopenbauten,
Rüstungen und seegängigen Schiffe der bronzezeitlichen
Burgherren oder gar die marmorglänzenden, frühdemokratischen
Großstädte und Weltreiche der eisenzeitlichen
Griechen und Römer mit ihren Tempeln, Parlamenten,
Theatern und Philosophenschulen hat in Schwarzafrika
keine vorkoloniale Kultur aus sich hervorgebracht
oder nachvollzogen2).
Die vorkolonialen Kulturen Scharz-Afrikas
haben sich nur ein Stück weit auf den - durchaus
zweischneidigen - "Prozess der Zivilisation"
(Norbert Elias) eingelassen und sind im Vergleich
naturnah geblieben. Vielleicht
kann die Menschheit, im Zeitalter der ökologischen
Krise, gerade deshalb wieder von ihnen lernen!
Über die Kultur
der elementaren Jäger-und-Sammlerinnen,
die, wie die Wissenschaft uns versichert3),
heiter, wohlgenährt und zufrieden
war, nicht an der Hyperkomplexität
und Krisenanfälligkeit 'höherer' Kulturen
zu leiden hatte, und keineswegs von bitterer Not getrieben
wurde (wie man meinen möchte, denn wieso hat
denn sonst der homo sapiens sich 'weiterentwickelt'??),
von dieser im besten Sinne "primitiven"
(d.h. auf deutsch: ursprünglichen) Kultur erfahren
wir in Dahlem nichts (wenn ich nichts übersehen
habe...).
Das erste, was uns
historisch begnet, ist die Kultur der Pflanzer
(wie etwa die Papua Neu-Guineas oder die der Amazonas-Indianer,
nur dass diese z.T. tatsächlich noch ihre steinzeitliche
Technologie benutzen, während der Mensch in Afrika
die Metallurgie und das Eisen übernommen hat).
Die Menschen sind nun sesshaft
geworden, leben nicht mehr in kleinen Horden, sondern
in großen Klans und
Dörfern und häufen Überschüsse
an. Auf den Besitz folgt
der Neid, und auf diesen der soziale Konflikt, ja
der Krieg, und die moralischen und politischen Institutionen,
die dies zu regeln versuchen: die Clans werden geführt
von den Alten als Trägern der kulturellen Erfahrung
und Moral, und jene wiederum repräsentieren
die mythischen Ahnen, die,
wie die Geister der Natur
(Tiere, Pflanzen), als Masken
auftreten und verkünden, was jeder zu tun und
zu lassen hat! Die Ahnen
sind aber oft nicht nur "Kulturheroen",
die den Menschen die Tricks der Zivilisation lehren,
sondern auch Naturwesen,
von denen man sich herleitet und die man schützt,
ohne sich als Mensch von der Natur grundsätzlich
zu unterscheiden. Ahnenverehrung
bedeutet also auch Naturverehrung,
Respekt gegenüber Tieren, Pflanzen und Elementen
- also das, was wir heute verloren haben...
Eine solche Ahnenmaske
sehen wir oben: wie bei einem Toten sind die Augen
geschlossen, und dennoch wird sie von einem Tänzer
lebendig gemacht und sprechen werden!
Man beachte die abstrahierende,
geometrisierende Formensprache, durch die Distanz
von der unveränderten Natur zu Ausdruck kommt.
Gleiches gilt für die dargestellten Schmucknarben,
mit denen die natürliche Vorgabe künstlich
umgestaltet wird. Nicht umsonst wurden afrikanische
Kunstobjekte Vorbilder für die großen Künstler
des 20. Jahrhunderts, die Expressionisten (z.B.
die Berliner Künstlergruppe "Die Brücke")
und die Kubisten (z.B. Picasso), worauf dann die abstrakte
Kunst folgte.
Hier nun etwas, das
die Völkerkunde früher ein "Nagel-Fetisch"
nannte. Das Wort stammt aus der Sprache der portugiesischen
Seefahrer ("feitico") und sollte ein Objekt
bezeichnen, das ein 'primitiver Zauberer' für
seine Zwecke angefertigt hat und das wegen seiner
vermeintlichen Zauberkraft mit Ehrfurcht betrachtet
wird4).
Damit brachten die Wissenschaftler ihre kritische
Distanz gegenüber dem magischen Denken zum Ausdruck,
das einem solchen Objekt zugrunde liegt. Heutzutage
gilt solche ausdrückliche Skepsis "nicht
nur als veraltet, sondern geradezu als anstößig"5).
Man spricht jetzt von "Zauberfigur"
oder "Kraftobjekt"
- allerdings ohne Anführungsstriche...
Magie,
was ist das eigentlich? Man unterscheidet v.a. zwei
Formen, die Analogiemagie
und die Kontaktmagie.
Das erste, der 'Ähnlichkeitszauber' beruht darauf,
dass mensch sich vorstellt, eine beabsichtigte Wirkung
erreichen zu können, indem er/sie eine ähnliche
Handlung vollzieht. Beispiel: man treibt einen Nagel
in eine Voodoo-Figur ("Voodoo"
heißt eine der afrikanischen Glaubensrichtungen),
die einen Feind darstellt, und meint, ihn dadurch
quälen oder töten zu können. Bei der
Kontaktmagie hofft man, dass die erwünschte Wirkung
erreicht wird, indem man einen körperlichen Kontakt
zu etwas herstellt, das mit dem erwünschten Resultat
zu tun hat. Z.B. bringt man einen König mit der
"Kraft" der Ahnen
in Berührung, indem man ihn auf einen Königsstuhl
(siehe unten) setzt, der die vermeintliche "Energie"
der Ahnen und damit der Erde und der Fruchtbarkeit
enthält. Oder man verbrennt das Haar eines Feindes
und hofft, ihm damit Feuerqualen zuzufügen.
Man sieht, dieses Denken beruht
auf einem freien, sehr 'phantasievollen' Gleiten
entlang von gedanklichen Assoziationsketten.
Das in der Menschheitsgeschichte später sich
entwickelnde rational-empirische
Denken erlaubt dagegen nur
Gedankenverbindungen, speziell Verknüpfungen
von Ursache und Wirkung (Kausalität),
die sich regelmäßig in der Erfahrung, z.B.
in einem Versuch, nachprüfen lassen (Naturwissenschaft),
oder die nach den Regeln der Logik
erschlossen werden können. Willkürliche,
dem Wunschdenken entspringende
Gedankenverbindungen, wie sie v.a. in Träumen
vorkommen, werden verboten. Dadurch hat sich die moderne
Technik entwickelt, die effektiv,
und nicht nur eingebildet, auf die Umwelt Einfluss
nimmt. Damit haben wir gravierend
- und nicht nur zum Vorteil - die Natur
um uns herum verändert.
Dieser Disziplin
des rational-empirischen Denkens eng verwandt ist
das moralische Denken, in
dem alle 'unanständigen' Gedanken an Dinge, die
"vom Weg der Tugend und Vernunft abweichen",
strikt verboten sind und 'verdrängt' werden.
Durch dieses 'gebahnte Denken' haben
wir die freie Phantasie arg beschnitten (immer schon
haben "Romantiker" dagegen protestiert)
und auch unsere Fähigkeiten zur Selbstwahrnehmung
untergraben. Mühsam lernen jetzt die sog.n "Kreativberufler"
- und dazu gehören nicht nur die Mitarbeiter
der Werbeabteilungen, sondern auch die technischen
Produktentwickler und die Finanzstrategen
- wieder das freie, das "wilde
Denken"6):
"Einfälle" sind gefragt und nicht nur
Schablonengedanken.
"Brain storming", "laterial thinking"
und "awareness" heißen dann die neuen
"Techniken", mit denen mensch seinen Horizont
zu erweitern versucht. Wahrscheinlich gäbe es
manches zu lernen von der assoziativen Sensibilität,
mit der ein magischer Heiler auf die Ängste und
Begehrlichkeiten seiner Patienten reagiert...
Unsere Nagelfigur
nun hat mit beiden Formen von Magie
zu tun: in der Höhlung des Bauches wurden
"Kraftsubstanzen" aufbewahrt, die der Figur
magische 'Wirksamkeit' verleihen sollten: Kontaktmagie.
Sie soll zur Abwehr von Gefahren, v.a. von "Hexerei"
und zur Bekräftigung von Verträgen und Schwüren
dienen. Deshalb die Nägel und scharfen Metallteile,
die man der Figur ins 'Fleisch' getrieben hat: es
ist eine alte Sitte aus vorschriftlichen Zeiten, bei
einem Vertragsschluss den Partnern einen Schmerz zuzufügen
- eine Ohrfeige etwa -, damit sie sich an das 'einschneidende
Erlebnis' auch lange erinnern. Hier wird der Schmerz
analog der stellvertretenden Figur zugefügt.
Außerdem: wer solche Schmerzen aushalten kann,
ist garantiert "hart im Nehmen", "gut
abgehärtet" und kann somit heroisch und
"grimmig entschlossen" bösen und verführerischen
Kräften entgegentreten... Beides Analogiemagie.
Mit magischem Denken
hat auch der vorstehende "Leopardenhäuptling"
aus der tropischen Pflanzerkultur der Luluwa (Kongo)
zu tun: indem er als Lendenschurz ein Leopardenfell
trägt, kann der in das höchste Geheimwissen
eines Häuptlings Eingeweihte über die "Kräfte"
eines Leoparden verfügen, ja sogar sich "in
einen Leoparden verwandeln".
Er trägt ein Zeremonialschwert
und einen Prunkschild. Tropische Pflanzerkulturen
bzw. Hackbauern haben in der historischen Entwicklung
der zivilisatorischen Techniken noch kein Metall gebraucht
(vgl. Papuas, Amazonas-Indianer). Erst die späteren
Pflugbauern in den sog.n "frühen Hochkulturen"
(z.B. die Pyramidenbauer in Ägypten und Amerika
[Maya, Azteken]) verwenden Gold und Kupfer v.a. für
Schmuck; die darauffolgenden Kriegerhändler und
Burgenbauer entdecken die Bronze, und das Eisen erschließen
sich endlich in größerem Umfang die frühdemokratischen
Erbauer großer Handwerks- und Handelsstädte...
Der Gebrauch des Eisens müßte
nach dieser Logik von den späteren eisenzeitlichen
Kulturstufen von den im Wesentlichen steinzeitlichen
und stein-kupfer-zeitlichen Hackbauern-
und Hirten-Kulturen Schwarz-Afrikas übernommen
worden sein.
Wissen sollte man hier auch, dass
noch in kolonialen Zeiten im tropischen Westafrika
sog.e "Leoparden-Gesellschaften"
auftraten, Männerbünde, die Ritualmorde
verübten, um 'wirkmächtige'
Ritual-'Medizin' u.a. aus
menschlicher Körpersubstanz herzustellen
("Borfima"); diese Praktiken wurden durch
Gesetze der Kolonialregierung bekämpft. In vielen
Kulturen der Welt schlüpft ein Opferer in das
Alter Ego eines
Raubkatzen-Naguals,
um sich leichter in die geforderte zeremonielle Rage
und Blutgier versetzen zu können
7). Die Praxis des Menschenopfers
zog sich bis in die Königskulturen, wo sie besonders
intensiv mit dem Königskult
in Verbindung stand8).
Während die
steinzeitlichen Jäger- und dann Bauernkulturen
entweder akephal
sind und die Lenkung ihres Sozialwesens einem Ältestenrat
überlassen oder einen vergleichsweise schwachen
"Häuptling" aufstellen, der oft nur
für bestimmte Zwecke gewählt ist (Kriegshäuptling),
so bringen nun die chalkolithischen
Staatengebilde, in denen sich oft Bauern und
Hirten-Nomaden zusammentun, Könige
mit großem Machtanspruch hervor, die
über größere Territorien herrschen,
in denen sie auch überregionalen Handel abwickeln.
Diese haben offensichtlich die Aufgabe, die sich nun
aus mehreren Interessengruppen zusammensetzenden Gesellschaften
mit ihrer "Macht" zusammenzuhalten. Diese
Macht ist sowohl religiös-zeremoniell - daher
spricht man von Sakralkönigen
- als auch militärisch und juristisch.
Setzt ein afrikanischer König
sich auf einen solchen Königsthron, so kommt
er mit der Erde und damit dem Reich der Ahnen und
der Fruchtbarkeit in magischen Kontakt und wird mit
deren "Kraft" "aufgeladen".
Hier sehen wir nun
einen solchen König aus dem Königreich Benin
(Nigeria). Es handelt sich um Oba Ewuakpe, einen König,
der kurzzeitig emigrieren
musste, weil Forderungen nach zahlreichen Menschenopfern
dem Volk zu weit gingen.
Das Königreich Benin, wie auch
die benachbarten Reiche Dahomey und Ashanti, waren
in der Zeit vom 15. bis 19. Jahrhundert Zentren des
westafrikanischen Handels mit den Europäern.
Man exportierte Gold, Sklaven (- die eigenen Leute!
-) und Elfenbein und importierte u.a. das Messing
für derartige Skulpturen.
Manche Forscher vermuten
in der vorstehenden Frauendarstellung das Bildnis
der historischen Prinzessin Edeleyo, die ihrem Vater
in einer Ausnahmesituation nachfolgen sollte. Sie
starb allerdings vorher. In Zukunft wurden Frauen
endgültig von der Thronfolge ausgeschlossen.
Herrschen ist in Schwarzafrika
durchwegs Männersache,
die Ausnahme bestätigt die Regel. Allerdings
behalten in Kulturen mit starker agrarischer
Ausrichtung meist Frauen
noch eine große Rolle,
da man die Fruchtbarkeit der "Mutter Erde"
verehrt. Davon ist z.B. im Königreich der Ashanti
(auch Asante) die "ohemmea" geblieben, ein
Frau mit großem Prestige, die dem König
eher unter- als beigeordnet ist, aber, als Vertreterin
der mütterlichen Ahnen, seine Entscheidungen
in gewissem Maß kontrolliert und ggf. sogar
revidieren
kann. Afrika allerdings,
zumindest in den der Ethnologie zugänglichen
'späten' Zeiten, ist schon sehr stark 'patriarchalisch'
geworden: was anderswo die "Mutter der Tiere"
war, ist hier der "Herr der Tiere" bzw.
der "Erdherr", den der König vertritt.
Nun, ein wenig von der 'alten' Verehrtung der weiblichen
Fruchtbarkeit scheint im obigen Bildnis noch mitzuschwingen.
Um ihrer Macht
sichtbaren Ausdruck zu verleihen, sind die Könige
außerordentlich prunkvoll geschmückt, v.a.
mit Gold. Ihr Gesicht allerdings
bleibt meist hinter einem Schleier oder Vorhang verborgen,
denn ihre "Kraftladung" ist so groß,
dass ihr Anblick den Normalsterblichen schaden müßte...
(Aus diesem Grund durfte auch den Schrein des alttestamentarsichen
Gottes Jahwe kein normaler Mensch berühren, denn
dieses würde ihn sofort töten...)
Und zum Schluss unserer
kleinen 'Afrika-Tour' das grandiose
Bildnis eines Königs oder eines Höflings
aus der Ife-Kultur der Yoruba
(12. - 15. Jahrhundert)! Die naturalistischen Züge
des Gesichts erinnern an die ca. 3.000 Jahre frühere
Amarna-Kunst aus dem alten Ägypten, als die Machtfülle
des Pharao diesen in einsame Höhen gehoben und
den aufgeklärten Echnaton von der traditionalistischen
Priesterschaft weit entfernt hatte. Ob die Königskulturen
Schwarzafrikas "von außen" inspiriert
waren, oder ein bodenständiges Produkt waren,
darüber streiten sich die Gelehrten9).
Soweit unser kurzer
'Schnupper-Trip' nach Afrika. Vielleicht treffen wir
uns mal 'live' in Dahlem?!
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