Potsdam - der Traum vom heilen Leben
Des Königs Gegenwelt zur harten Wirklichkeit der Industriestadt Berlin Führung mit Vortrag und Gourmet-Menü durch die Potsdamer Ideal-Landschaft Termin: 21.3.2008, 14:00 Uhr, Abfahrt Straße des 17.Juni / Platz des 18. März 1806 ! Jena und Auerstedt! Napoleon besiegt die bis dahin als schier unschlagbar geltende preußische Armee. Vernichtend! Triumphierend marschiert der selbsternannte Kaiser mit seinen Truppen durch das Brandenburger Tor - und lässt die Quadriga demontieren, fein säuberlich zerlegen, in Kisten verpacken und nach Paris schicken! Was für ein Schlag gegen den Stolz der Preußen! Aber dieser "Napoleon-Schock" hatte durchaus auch heilsame Effekte: Preußen erwacht aus seinem mittelalterlich-agrarischen Schlafe und realisiert, dass es moderne Industrie-Nation werden muss, um gegen Napoleon, gegen das zukunftsweisende Frankreich aufzustehen. Und so kick-starten die preußischen Reformer ab 1807 die Industrielle Revolution - nicht nur in Preußen, nein, man kann sagen: für ganz Deutschland. Aber rasch zeigen die neuen Zeiten, die da anbrechen, auch ihre elende Kehrseite. Zwar besiegt Preußen mit seinen Verbündeten bald Napoleon (1813/14/15) und tritt in den folgenden Jahrzehnten mit Sieben-Meilen-Stiefeln ins Industrie-Zeitalter ein, aber das neue Proletariat - die "befreiten" Bauern, die verarmten Handwerker - sie leben in heute unvorstellbarer Not. Und Preußens König in diesen Jahren, Friedrich Wilhelm IV. (1840 - 1861), er, der "Romantiker auf dem Thron", träumt von heilen Zeiten und Welten, vom Mittelalter, von Italien, von Kunst und ländlichen Idyllen. Während die Armen und die neuerlich selbstbewussteren Bürger, die endlich mitreden wollen, auf der Straßen demonstrieren und zusammengeschossen werden (1848!), plant der König seine Utopie, seine ideale Gegenwelt: Potsdam! Immer schon hat er Friedrich den Großen verehrt. Nun belebt er dessen geliebtes Sanssouci wieder, hält sich oft dort auf, lässt den rückwärtigen Dienstflügel ausbauen und mit einer modernen Küche ausstatten, um auch seine Gäste im Schlosse des verehrten Ahnen würdig bewirten zu können. Hier wirkt François Collignon, sein Erster Küchenmeister, Pâtissier und Koch aus Frankreich - und Ururgroßvater des Autors dieser Zeilen. Um François Collignon drehte sich auch schon die erste dieser Doppelveranstaltung (Mehr? Hier klicken!). Wir sehen uns die Stätte seines Schaffens an, sprich seine - damals - High-Tech-Küche mit speziellen Nebenräumen für Pâtisserie und Verwaltung, heute das Küchen-Museum des Schlosses, und das auch von innen, denn die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ist so freundlich, exklusiv eine Sonderöffnung anzusetzen! Am heutigen Veranstaltungstag liegt der Schwerpunkt aber auf Friedrich Wilhelm IV. Auf ihm, seinen künstlerisch-gesellschaftlichen Idealen, seinem Bauschaffen, seinem Kunstsammeln und seinem Privatleben. Er heiratet Elisabeth von Bayern, Schwester Ludwigs, der als Ludwig der Erste in München das gleiche tut, wie Friedrich Wilhelm in Preußen (Hohenzollern): er stellt die Kunst seines Hauses dem Volk zur Verfügung und er lässt die Größe seines Landes und seines Hauses (Wittelsbach) durch klassizistische Bauten verherrlichen - immerhin auf der Ebene der Kunst Konzessionen an das Entstehen der Demokratie... (Nur, dass Ludwig während der Revolution 1848 abtritt und somit der ultimativen Konfrontation mit den politischen Strömungen der Zeit aus dem Wege geht...) Für sich und seine Frau entwirft er, noch Kronprinz, Schloss Charlottenhof. Schinkel, sein Lehrer in Sachen Architektur, darf bauen. Hier genießen die beiden ihre romantische Liebesheirat. Später kommen die Fasanerie und die Römischen Bäder hinzu, sowie das Bayerische Haus - ein alpenländisch inspiriertes Jagdquartier, das Elisabeths Heimweh lindern sollte (heute ein Top-Hotel mit Spitzenküche). Aber Friedrich Wilhelm, als König, belässt es nicht bei so idyllisch-bescheidenen Projekten. Er will Friedrich eine Via triumphalis errichten, mit einem wahrhaft monumentalen Monument (von Speerschen Dimensionen) und zahlreichen Bauten. Aber das Parlament verweigert ihm die Mittel. So werden die Pläne nur zum Teil umgesetzt. Es entsteht ein Triumph-Bogen und schließlich das Orangerie-Schloss, tatsächlich als Glashaus für exotische Pflanzen, aber auch fürstliche Residenz und Heimstatt für seine umfassende Sammlung von Raffael-Kopien. Aber nicht genug damit. Ganz Potsdam soll eine Traumlandschaft werden, in der Landwirtschaft und Industrie, bukolische Idylle und moderne Dampfmaschinen friedlich koexistiren. Das Krongut Bornstedt entsteht. Dampfmühlen werden gebaut und in Gebäuden von toskanisch anmutendem Stil verborgen. Ein Pumpe für die Fontaine von Sanssouci wird als orientalisierende "Moschee" verkleidet. Auch die Silhouette von Potsdam darf nicht so zufällig bleiben, wie sie entstanden war. Die beiden Türme der Garnisonskirche (Wallfahrtsort für die Verehrer der preußischen Helden! Auch Friedrich muss dort begraben sein, obwohl er immer bei seinem geliebten, unprätentiösen und friedlichen Sanssouci ruhen wollte - erst jüngst ist man seinem Wunsch willfahren! Hier lässt Hitler sich vom Weltkriegshelden Hindenburg die Macht übertragen.) und der Heilig-Geist-Kirche sollen zu einer symbolträchtigen und -mächtigen Trinität ergänzt werden: Schinkel muss mit ihm für die Mitte zwischen beiden die Nikolaikirche erdenken (eine Caspar-David-Friedrichsche Stadtlandschaft: waren die Kreuze bei ihm Tannen, so sind sie nun - um so klarer - Kirchtürme). Die Heilandskirche wird ans Ufer des Wannsees komponiert. Für die Brüder plant er Klein-Glienicke und Babelsberg. Dann wird ein Belvedere gebaut, von dem aus man die heile Welt von hoher Warte überblicken kann. Zum Schluss entsteht Schloss Lindstedt, in dem der König sich zur Ruhe setzen will - was ihm sein Schicksal jedoch nicht mehr gönnt. In der Friedenskirche, auch sie detailliert vom Architekten-König entworfen und im Revolutionsjahr 1848 geweiht, liegt sein Leib begraben; das Herz ist im Charlottenburger Familien-Mausoleum bestattet. All diese Orte und Bauten wollen wir besuchen, zum Teil von außen, zum Teil aber auch von innen, denn, wie gesagt, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ist so freundlich, exklusiv eine gesponsorte Sonderöffnung anzusetzen! Für unsere Gruppe werden sich also die Pforten öffnen für: Charlottenhof, das Orangerieschloss und die Schlossküche. Und zu all dem werde ich die Entwurfsskizzen des Königs und zeitgenössische Veduten zeigen - und zwar während wir unseren Rosen-Cocktail schlürfen, als Präludium zu einem drei-gängigen Gourmet-Menü, kredenzt von der "Historischen Mühle", dem Mövenpick-Restaurant beim Schloss Sanssouci. Der Speisezettel sieht aus wie folgt: Begrüßung: *** Preis 36,50 Euro pro Person Kommen Sie zahlreich, bringen Sie Freunde und Bekannte mit, und denken Sie über Spenden und Spender (oder auch Sponsoren) nach, die uns als "Sesam-öffne-Dich" bei der SPSG helfen können! Und bitte bekunden Sie Ihr Interesse so früh wie möglich und/oder buchen Sie bis spätestens zwei Tage vor der Veranstaltung (also bis zum 19.3.), Das abschließende Menü und der Bilder-Vortrag davor können extra gebucht werden, Es müssen sich mindestens 4 Gäste melden (es sei denn, weniger Gäste sind bereit, die gesamten minimalen Transportkosten [112,50] zu tragen). Sollte die Fahrt nicht stattfinden, erhalten Sie Ihr Geld zurück. Sie werden spätestens am Abend des 19.3. benachrichtigt. Die Tour endet um 18:30 am Schloss Sanssouci. Ich freue mich auf Ihren Besuch!
*** *** Und hier geht's zum Historiale-Programm! *** Sponsoren: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ist so freundlich, exklusiv eine gesponsorte Sonderöffnung anzusetzen! Wir danken herzlichst! |